Haas und Struff in München im Halbfinale

München (dpa) - Titelverteidiger Tommy Haas und Überraschungsmann Jan-Lennard Struff lassen Münchens Tennisfans von einem erneuten rein deutschen Endspiel beim ATP-Turnier am Aumeisterweg träumen.

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Nachdem sich Haas dank Nervenstärke und Nehmerqualitäten gegen den Südtiroler Andreas Seppi mit 6:3, 3:6, 6:3 durchgesetzt hatte, durfte auch Qualifikant Struff nach einem Krimi über drei Sätze jubeln. Der Warsteiner feierte einen 4:6, 6:3, 6:4-Erfolg gegen Ricardas Berankis aus Litauen und fordert nun den topgesetzten Fabio Fognini.

Gegen den Italiener ist Struff der klare Außenseiter - bleibt aber optimistisch. „Der spielt auch nur Tennis“, meinte der 24-Jährige forsch. Haas, der im Endspiel 2013 gegen Philipp Kohlschreiber gewonnen hatte, trifft davor auf den Slowaken Martin Klizan.

Der Routinier ist nur noch zwei Siege von seinem zweiten Erfolg bei den BMW Open entfernt. „Ich bin sehr zufrieden, im richtigen Moment die wichtigen Punkte gewonnen zu haben“, sagte der 36-Jährige, der die Zuschauer mit zum Teil spektakulären Schlägen verzückte. Nun muss Haas gegen einen Qualifikanten ran - und das wird unschön.

„Ein unangenehmer Gegner mit einem hässlichen Spiel“ - das war das erste, was Haas zu seinem zwölf Jahre jüngeren Halbfinalkontrahenten Martin Klizan einfiel. Der Slowake hatte sich durch ein 7:6 (7:3), 1:6, 6:1 gegen Denis Istomin aus Usbekistan für die Runde der besten Vier qualifiziert - und das in seinem sechsten Spiel in sieben Tagen. „Er fühlt sich, glaub ich, relativ gut hier“, meinte Haas lapidar.

Für Haas ging es nach dem kräfteraubenden, 1:56 Stunden langen Spiel gegen Seppi vor allem darum, die angeschlagene Schulter bis zum Halbfinale zu schonen und behandeln zu lassen. „Ich habe einen guten Physio“, sagte Haas, der nach sechswöchiger Pause auf die Zähne beißen muss. „Hier und da habe ich ein bisschen was gemerkt“, erzählte er. Auf dem Platz gegen Seppi habe er einfach versucht, „nicht allzu viel darüber nachzudenken, welche Wehwehchen man hat“.

In dem ausgeglichenen Match ragte vor allem das achte Spiel des dritten Satzes heraus, in dem Haas bei gegnerischem Aufschlag über elfmal Einstand gehen musste, ehe das Break perfekt war. „Das war mitentscheidend. Ein langes Spiel mit Spielbällen, Breakbällen, einem Hin und Her“, betonte der Weltranglisten-16., der inzwischen in den USA lebt. Anschließend sicherte er sich den Sieg - den er auch mit einigen faszinierenden Stoppbällen verzierte. „So etwas zu lernen ist schwer“, meinte er unbescheiden. „Man muss mit Tennis aufwachsen, den Sport lieben, und das in jungen Jahren ausprobieren.“

Jan-Lennard Struff ist im Vergleich zu Haas noch in besagten jungen Jahren - statt auf Kabinettstückchen verlässt sich der Warsteiner lieber auf sein druckvolles Spiel und den harten Aufschlag. Gegen den bissigen Litauer Berankis holte der 24-Jährige einen Satzrückstand auf und durfte bei zum Teil leichtem Nieselregen nach genau zwei Stunden Spielzeit das zweite Halbfinale seiner Laufbahn bejubeln. „Es läuft derzeit“, meinte Struff, „ich sehe, dass ich dran bin.“

Im Februar war er in Marseille unter die letzten Vier gekommen und dafür mit der Einladung zum Davis Cup belohnt worden. Auch der jetzige Erfolg ist einiges wert: Am Montag wird der Youngster erstmals unter die Top 75 der Welt vorstoßen. Dem größten Erfolg steht jetzt nur noch Fognini im Weg, der Thomaz Bellucci aus Brasilien 6:2, 6:2 geschlagen hatte.