Haas weiter in Topform: „Bin weiser geworden“
Toronto (dpa) - Tommy Haas hat das Gefühl, „jeden schlagen zu können“. Und das mit 34 Jahren. Plötzlich kämpft sich der Tennis-Oldie wieder unter die Weltbesten. Jetzt gewann er in Toronto sein Auftaktmatch gegen den Argentinier Nalbandian.
Haas sorgt für Staunen und Begeisterung wie selten zuvor: Der Tennis-Oldie erlebt gerade den zweiten Frühling seiner Karriere. Rund zehn Jahre nach seinen großen Erfolgen kämpft er sich plötzlich wieder unter die Weltbesten. Am Dienstag gewann der gebürtige Hamburger sein Auftaktmatch beim ATP-Masters in Toronto gegen den Argentinier David Nalbandian mit 6:2, 6:7 (11:13) und 6:3.
„Ich denke, es war ein spannendes Match heute - unterhaltend um es genau zu sagen“, sagte Haas nach dem Spiel der Deutschen Presse-Agentur dpa. Nachdem Nalbandian den zweiten Satz für sich entschieden hatte, kam Haas zurück: „Wenn du so einen Satz verlierst, ist es wirklich schwierig, mental dran zu bleiben, vor allem nach der vergangenen langen Woche.“ Der 34-Jährige hatte in Washington geglänzt und musste sich dort am Wochenende erst im Finale geschlagen geben.
„Es waren wirklich die letzten vier oder fünf Monate, in denen ich wirklich hochqualitativen Tennis gespielt hab, wo ich noch das Gefühl habe, so ziemlich jeden schlagen zu können“, sagte Haas. Nach Verletzungen an Hüfte und Ellenbogen war er vor dieser Saison in der ATP-Weltrangliste weit abgerutscht. Jetzt steht er auf Platz 25.
Auf die Frage, was die Unterschiede zu seinem Spiel vor zehn Jahren seien, meinte Haas: „Ich kann definitiv sagen, dass ich über die Jahre weiser geworden bin.“ Immer wieder hatte er Rückschläge hinnehmen müssen - zahlreiche Verletzungen und persönliche Sorgen. So hatte er im Jahr 2002 seine Wimbledon-Teilnahme abgesagt, weil seine Eltern nach einem Motorradunfall um ihr Leben kämpften.
Erfolg hin oder her: Die Nicht-Nominierung für die Olympischen Spiele trotz seiner ausgezeichneten Form wurmt den Wahl-Amerikaner nach wie vor. Zumal es für die deutschen Männer in London alles andere als gutlief: Der Bayreuther Philipp Petzschner verpasste das Olympia-Achtelfinale, der Augsburger Philipp Kohlschreiber sagte seine Teilnahme verletzungsbedingt ab. 2000 hatte Haas bei Olympia Silber gewonnen.
Aus der Spur hat Haas, der am Mittwoch in Toronto auf den Franzosen Gilles Simon trifft, die Nichtberücksichtigung aber nicht gebracht. Drei Wochen vor Beginn der US-Open scheint er zu allem in der Lage zu sein. Und wer weiß, wie weit er in New York kommt. Sollte Haas auch in Flushing Meadows für Überraschungen sorgen, ist ihm die Anerkennung sicher. Wie nach seinem Turniersieg in Halle. Danach adelte ihn einer der größten deutschen Sportler: „Gratuliere mein Junge, du bist mein Held“, twitterte Basketball-Ikone Dirk Nowitzki.