Keine Angst vor Serena: Stephens trifft ihr Vorbild
Melbourne (dpa) - Was kommt nach den Williams-Schwestern? Die bange Frage stellen sich die amerikanischen Tennis-Fans schon eine ganze Weile. Zwar dominiert Serena Williams die Damen-Tour derzeit praktisch nach Belieben, doch ewig wird die 31-Jährige auch nicht mehr aktiv sein.
Und ihre ein Jahr ältere Schwester Venus zählt schon jetzt nicht mehr zur Weltspitze, allen sieben Grand-Slam-Titeln zum Trotz. Lange herrschte auf dem für die WTA so wichtigen US-Markt gähnende Lehre, doch nun schicken sich einige Teenager an, sich für die Zeit nach der Williams-Ära in Stellung zu bringen.
Allen voran Sloane Stephens. Die 19-Jährige erreichte bei den Australian Open das erste Grand-Slam-Viertelfinale ihrer Karriere und war danach überglücklich. „Jetzt kommt mein Foto auf das große Ding am Stadion-Eingang“, meinte Stephens nach ihrem 6:1, 3:6, 7:5 gegen die nur zwei Jahre ältere Serbin Bojana Jovanovski.
Ihre nächste Gegnerin? Na klar, Serena Williams. „Das wird lustig“, meinte Stephens. Im rosa Shirt und mit gelbem Stirnband unterhielt die junge Amerikanerin nach dem Weiterkommen in Melbourne die Journalisten. Selbstbewusst, lustig, offenherzig - Stephens' Auftritt vor der Weltpresse hatte Klasse. Was nicht schädlich ist für eine große Karriere.
Keck meinte die Nummer 25 der Welt, dass sie keine Angst vor dem Duell mit ihrem großen Vorbild habe - auch wenn vor gar nicht langer Zeit noch Poster mit Serena in Stephens' Kinderzimmer an der Wand hingen. „Natürlich ist sie eine der größten Spielerinnen im Tennis überhaupt“, sagte Stephens angesichts von Williams' 15 Titeln bei Grand-Slam-Turnieren anerkennend. „Aber Titel hin oder her, es ist immer noch ein Tennis-Match. Der Platz hat dieselbe Größe, du spielst immer noch gegen einen ganz gewöhnlichen Menschen.“
Stephens versucht, den steigenden Rummel um ihre Person auszublenden, vorzugsweise mit Spaß und Blödeleien. Dabei hat sie in ihrem noch jungen Leben bereits einiges mitgemacht. Mit ihrem leiblichen Vater, dem ehemaligen Football-Profi John Stephens, hatte sie jahrelang keinen Kontakt. Kurz nachdem sich das änderte, kam ihr Dad 2009 kurz vor den US Open bei einem Autounfall ums Leben. Zwei Jahre zuvor war bereits ihr Stiefvater an Krebs gestorben.
Doch Stephens ließ sich von diesen Nackenschlägen ihre Unbekümmertheit nicht nehmen, auch wenn die Zeit sie geprägt hat. „Ich bin als ein besserer Mensch daraus hervorgegangen, habe in jungen Jahren schon viel gelernt“, sagte Stephens einmal dem US-Nachrichtensender CNN.
Ihr Trainer David Nainkin ist begeistert von ihr. „Sie ist eine große Persönlichkeit. Sie kann gut reden, es ist lustig, sie um sich zu haben, und sie ist eine großartige Tennisspielerin.“ Da kann Serena Williams nur zustimmen. „Sie hat das Zeug, irgendwann mal die beste Spielerin der Welt zu sein“, sagte die Doppel-Olympiasiegerin über ihre potenzielle Nachfolgerin.