Nach Erstrunden-Aus Kerber aus Paris abgereist - Zum Nachdenken nach Hause
Paris (dpa) - Am Tag nach ihrem Erstrunden-Debakel bei den French Open wollte Angelique Kerber nur noch weg aus Paris. Bereits am Morgen düste die Kielerin zum Flughafen Charles de Gaulle und ließ den Ort der nächsten großen Enttäuschung hinter sich.
In ihrer Trainingsbase in Polen, schon immer eine Wohlfühloase für die Nummer eins der Welt, will sich Kerber in den kommenden Tagen zurückziehen und in Ruhe überlegen und analysieren, wie sie sich für den weiteren Verlauf einer bislang völlig verkorksten Saison aufstellen will.
Unmittelbar nach dem 2:6, 2:6 gegen die Russin Jekaterina Makarowa hatte Kerber in ungewohnt deutlichen Worten gesagt, dass es so nicht weitergehen könne. „Irgendetwas wird sich auf jeden Fall ändern müssen“, sagte Kerber. Ein klares Bekenntnis zu ihrem langjährigen Coach Torben Beltz vermied die Australian-Open- und US-Open-Siegerin des vergangenen Jahres dabei.
Auch Bundestrainerin Barbara Rittner glaubt, dass Kerber etwas Neues in ihrem Umfeld gut tun würde. Die Fed-Cup-Teamchefin, eine enge Vertraute von Kerber, rät der Weltranglisten-Ersten dazu, Kontakt zu Boris Becker aufzunehmen. „Schließlich hat er alles erlebt und schon bei Djokovic einen klasse Job gemacht“, sagte Rittner, die Kerbers schmerzhafte Niederlage gegen Makarowa vor dem heimischen Fernseher verfolgt hatte.
Auch ein Telefonat mit Steffi Graf könne nicht schaden. Schon in der Vergangenheit hatte sich Kerber immer mal Tipps von Deutschlands Tennis-Legende geholt. Ein dauerhaftes Engagement von Graf hält Rittner wegen deren privater Situation mit den beiden Kindern in Las Vegas aber für unwahrscheinlich. „Nichtsdestotrotz hilft konstruktive Kritik von erfahrenen Champions ganz sicher“, sagte Rittner.
Becker hatte sich bereits zuvor für eine Veränderung im Trainerstab der deutschen Nummer eins ausgesprochen. Kerber brauche eine neue Ansprache, neue Inspirationen, hatte Becker als Experte im TV-Sender Eurosport gesagt. Ob er zu einem Engagement bereit wäre, ist unklar. Derzeit ist der einstige Wimbledon-Held für Eurosport bei den Grand-Slam-Turnieren dabei.
Kerber hatte schon im Vorfeld der French Open angedeutet, dass sie sich in der Zukunft einen Altstar an ihrer Seite vorstellen könne. Nach der dramatischen Vorstellung in Paris könnte Kerber nun schneller als gedacht und gewollt zu Veränderungen gezwungen sein.
Am Sonntagabend saßen Kerber und ihr Team in Paris noch lange zusammen, nun wollen alle Beteiligten den nächsten sportlichen Rückschlag erst einmal sacken lassen. Am bislang bekannten Plan für die kommenden Wochen soll sich erst einmal nichts ändern.
Als nächstes ist am 17. Juni ein Auftritt Kerbers bei der Champions Trophy im Vorfeld des Herren-Turniers in Halle/Westfalen geplant. In der Woche danach will sie beim WTA-Turnier in Birmingham in die Rasen-Saison einsteigen. Ob mit einem veränderten Trainerteam oder nicht, ist noch unklar.