Kerber gelassen: Ordentliche Lose für Deutsche

Melbourne (dpa) - Für das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres haben die besten beiden deutschen Tennisspielerinnen machbare Erstrunden-Lose erwischt, doch die jüngsten Auftritte der 27 Jahre alten Petkovic geben vor dem Turnierstart einige Rätsel auf.

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Angelique Kerber machte in der Margaret-Court-Arena mit ihrem Trainer Scherze über drohende 50 Liegestützen und hatte den verpassten Final-Einzug bei der Australian-Open-Generalprobe längst abgehakt. Ihre Freundin Andrea Petkovic dagegen wirkte in Melbourne nach der Übungseinheit auf Außenplatz 18 genervt und verunsichert.

Erstrunden-Aus in Brisbane, Erstrunden-Aus in Sydney - 2015 begann für die Weltranglisten-13. aus Darmstadt mit Ernüchterung statt Euphorie. „Wer Petko kennt, weiß, dass sie das nicht ruhiger macht“, sagte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner, relativierte aber zugleich auch die beiden Niederlagen. „Wenn man zwei große Turniere spielt, kann das schon mal passieren“, sagte die Bundestrainerin, die sehr genau die Trainingseinheiten der sensiblen Hessin beobachtete. Am Vormittag schlug Petkovic mit Julia Görges im Schatten der Rod-Laver-Arena Bälle, am Nachmittag mit der Australierin Samantha Stosur auf dem riesigen, 15 000 Zuschauer fassenden Centre Court.

Auf dem Bild, das Rittner am Abend vom Mannschafts-Dinner per Twitter verbreitete, sah man Petkovic im eleganten dunklen Kleid jedenfalls schon wieder lachen. Ihre Gegnerin Madison Brengle aus den USA nannte Rittner eine „gefährliche erste Runde“. Beim Vorbereitungsturnier in Hobart schaffte es die Weltranglisten-84. jedenfalls bis ins Finale.

Ganz anders präsentierte sich zwei Tage vor ihrem 27. Geburtstag die an Nummer neun gesetzte Kerber. Morgens erst war die Kielerin mit ihrem Trainer Benjamin Ebrahimzadeh von Sydney nach Melbourne geflogen und schien die klare Halbfinal-Niederlage gegen die Tschechin Karolina Pliskova bestens verdaut zu haben. „Ich habe fünf Minuten getrauert, das war's“, sagte Kerber nach dem Training, in dem sie konzentriert arbeitete, aber auch Zeit für Späße fand.

„Wenn du den triffst, mache ich 50 Liegestütze“, rief Ebrahimzadeh gegen Ende der Einheit auf die andere Seite des Netzes und rollte einen Ball mitten auf den Platz - die Übung blieb ihm erspart.

Reichlich Kräfte gelassen hatte Kerber jedoch beim Turnier in Sydney. Dreimal entschied sie ihre Matches über drei Sätze noch für sich und stand dabei gegen die Russin Daria Gawrilowa bis 3.10 Uhr morgens (Ortszeit) auf dem Platz. „Ich freue mich, dass ich wieder eine neue Erfahrung machen durfte. Ich war noch nie morgens um sieben im Bett und musste am gleichen Tag dann schon wieder spielen“, scherzte die Linkshänderin und versicherte: „Ich nehme nur das Positive mit. Ich habe gut gearbeitet, bin fit und fühle mich gut. Das werde ich versuchen zu halten.“ Die Auslosung mit der als Sandplatz-Freundin bekannten Rumänin Irina-Camelia Begu könne man „eh nicht ändern“.

Bei den Herren könnte es in der zweiten Runde zu einem deutschen Duell kommen. Der an Nummer 22 gesetzte Philipp Kohlschreiber tritt zunächst gegen den Franzosen Paul-Henri Mathieu an. Sollten der Augsburger und Tobias Kamke aus Lübeck (gegen den Australier Bernard Tomic) gewinnen, stünden sie sich anschließend gegenüber.

Von den Problemen eines Roger Federer können die bislang acht deutschen Damen und sechs Herren im Hauptfeld der Australian Open nur träumen. Wenn alles normal läuft, müsste der 33-Jährige auf dem erhofften Weg zu seinem 18. Grand-Slam-Titel im Viertelfinale den Briten Andy Murray, im Halbfinale den Spanier Rafael Nadal und im Endspiel Boris-Becker-Schützling Novak Djokovic aus Serbien schlagen.

Die Erstrunden-Partien der deutschen Profis:

Herren:

Philipp Kohlschreiber (Augsburg) - Paul-Henri Mathieu (Frankreich)

Tobias Kamke (Lübeck) - Bernard Tomic (Australien)

Jan-Lennard Struff (Warstein) - Dudi Sela (Israel)

Dustin Brown (Winsen/Aller) - Grigor Dimitrow (Bulgarien)

Benjamin Becker (Mettlach) - Julien Benneteau (Frankreich)

Peter Gojowczyk (München) - Guillermo Garcia-Lopez (Spanien)

Damen:

Angelique Kerber (Kiel) - Irina-Camelia Begu (Rumänien)

Andrea Petkovic (Darmstadt) - Madison Brengle (USA)

Sabine Lisicki (Berlin) - Kristina Mladenovic (Frankreich) Julia Görges (Bad Oldesloe) - Belinda Bencic (Schweiz)

Annika Beck (Bonn) - Silvia Soler-Espinosa (Spanien)

Anna-Lena Friedsam (Andernach) - Eugenie Bouchard (Kanada)

Carina Witthöft (Hamburg) - Carla Suárez Navarro (Spanien)

Mona Barthel (Neumünster) - Donna Vekic (Kroatien)