Kohlschreiber gewinnt deutsches Duell gegen Haas
London (dpa) - Philipp Kohlschreiber hat das deutsche Prestige-Duell gegen Tommy Haas in Wimbledon für sich entschieden. In der ersten Runde rang Deutschlands Nummer eins den Halle-Sieger in einem zeitweise hochklassigen Fünf-Satz-Match mit 3:6, 7:6 (10:8), 6:7 (5:7), 7:6 (7:1), 6:2 nieder.
Kohlschreiber ist bei den 126. All England Championships an Nummer 27 gesetzt. In Runde zwei erwartet ihn eine lösbare Aufgabe: Der Augsburger trifft auf den Tunesier Malek Jaziri, die Nummer 78 der Tenniswelt. Danach winkt ein Duell gegen den zweifachen Wimbledon-Champion Rafael Nadal.
„Ich habe überhaupt noch nicht weiter im Tableau geguckt, weil ich wusste, dass das gegen Tommy heute Endspielcharakter hat und die Matches gegen ihn immer hart waren“, sagte Kohlschreiber. Das Erstrunden-Aus für Haas sei „bitter, weil er auch sehr, sehr gut gespielt hat“. Über seine eigene Leistung sagte der Weltranglisten-30.: „Ich habe ein fantastisches Match gespielt.“ Haas hingegen war enttäuscht. „Ich hasse es zu verlieren, Niederlagen kotzen einen an - vor allem, wenn man seine Chancen hat.“
Kohlschreiber kam bei der mit 19,96 Millionen Euro dotierten Grand-Slam-Veranstaltung als sechster von 15 gestarteten deutschen Tennisprofis weiter. Mona Barthel, Matthias Bachinger und Cedrik-Marcel Stebe ereilte hingegen das Aus. Newcomerin Barthel verpasste bei der Fortsetzung ihrer am Montag wegen Dunkelheit abgebrochenen Partie gegen die Russin Vera Swonarewa mit 6:2, 6:7 (3:7), 4:6 knapp eine Überraschung. Swonarewa stand 2010 im Endspiel von Wimbledon. Auch Herren-Youngster Stebe verkaufte sich teuer beim 4:6, 6:3, 3:6, 2:6 gegen Queen's-Sieger Marin Cilic. Bachinger aus Dachau unterlag dagegen klar dem Franzosen Kenny de Schepper mit 4:6, 2:6, 2:6. Am Montag hatte schon Tobias Kamke (Lübeck) sein Auftaktspiel verloren.
Ihre Auftaktpartien nicht beenden konnten am Abend bei einsetzendem Regen Julia Görges (Bad Oldesloe), Dustin Brown (Winsen/Aller) und Björn Phau (Weilerswist). Die Junioren-Siegerin der French Open, Annika Beck aus Bonn, begann ihr Grand-Slam-Debüt bei den Erwachsenen wegen der einsetzenden Dunkelheit gar nicht erst.
Kohlschreiber nahm nach 3:19 Minuten erfolgreich Revanche für seine jüngste Halbfinal-Niederlage in Halle/Westfalen gegen den 34-jährigen Haas. Der sechs Jahre jüngere Kohlschreiber glich nun die direkte Bilanz gegen seinen Davis-Cup-Kollegen auf 2:2 aus. Die vier Aufeinandertreffen fanden alle auf Rasen statt. Haas hatte vor seinem Triumph im „deutschen Wimbledon“ auch bei den French Open mit seinem Durchmarsch von der Qualifikation in die dritte Runde für Aufsehen gesorgt. Vor den offenen englischen Tennismeisterschaften hatte er forsch angekündigt: „Ich will dort ein wenig Schaden anrichten.“ Das verhinderte nun der am Ende fittere Kohlschreiber.
Für einen weiteren Wermutstropfen sorgte bei Haas, dass er seine Nicht-Nominierung für Olympia seit Dienstag schwarz auf weiß hat. Nach der Mitteilung des Tennisweltverbandes ITF ist Kohlschreiber im Herren-Einzel der einzige deutsche Spieler im olympischen Tennisturnier, das vom 28. Juli bis zum 5. August auf dem „Heiligen Rasen“ von Wimbledon stattfindet. Auch die acht Wildcards für das 64er Feld sind bereits vergeben. „Es ist frustrierend, wenn einen die eigenen Leute vom DOSB nicht nominieren. Ich weiß von der ITF, dass ich eine Wildcard so gut wie sicher gehabt hätte“, beklagte sich Haas, der Wimbledon-Halbfinalist von 2009.
Haas, der Silbermedaillengewinner von Sydney 2000, hatte die Nominierungskriterien zu spät erfüllt. „Der DOSB hält sich halt sehr an seine Regeln“, klagte er. „Da ist schon Unverständnis, gerade, wenn ein Florian Mayer gar nicht spielen will.“ Mayer hatte am Montag erklärt, dass ihm Olympia nicht in den Turnierplan passe.