Kohlschreiber kampflos in der dritten Runde

Paris (dpa) - Das Wetter spielte nicht recht mit, der Gegner aber gar nicht - für Philipp Kohlschreiber war das gut so. Kampflos erreichte der Augsburger Tennisprofi die dritte Runde der French Open.

Kohlschreiber folgte damit Angelique Kerber, Sabine Lisicki und Qualifikantin Dinah Pfizenmaier. Der Augsburger profitierte vor dem mittäglichen Regen von der Absage des Taiwanesen Lu Yen-Hsun wegen einer Knöchelverletzung. Tommy Haas kam nicht mehr zum Zug, sein Match gegen den Amerikaner Jack Sock wurde nach stundenlangen Verzögerungen auf Freitag verschoben.

Ausgeschieden ist erwartungsgemäß Annika Beck. Für die letztjährige Juniorensiegerin war die Weltranglisten-Dritte Victoria Asarenka aus Weißrussland beim 4:6, 3:6 noch zu stark, der Auftritt auf dem Court Suzanne Lenglen aber ein Riesenerlebnis. „Es war atemberaubend, auf so einem Platz spielen zu dürfen. Diese Niederlage ist unbezahlbar. So etwas erlebt man sehr selten, darauf habe ich jahrelang hingearbeitet“, sagte die 19-Jährige begeistert.

Beck zeigte keine Angst und hatte im ersten Satz nach einem 0:5-Rückstand sowie einer Regenpause noch zwei Breakchancen zum 5:5. Ab diesem Moment steigerte sich Australian-Open-Siegerin Asarenka wieder und gab Beck nach dem eineinhalbstündigen Match zurecht einen anerkennenden Klaps auf die Schulter. „Sie hat gesagt, dass es sehr anstrengend war und hat mir alles Gute für die Zukunft gewünscht“, berichtete die gebürtige Gießenerin, die von den Zuschauern mit Riesenapplaus verabschiedet wurde. Bundestrainerin Barbara Rittner freute sich über einen „Klasse-Auftritt“ und bescheinigte der deutschen Meisterin: „Sie ist auf einem Superweg.“

Kohlschreiber hatte sich zwar eingeschlagen, war aber nicht sonderlich überrascht von Lus Absage, da er dessen Fitnesscoach kennt. Auf seinen dritten Einzug unter die letzten 32 in Paris reagierte der Weltranglisten-19. zwiespältig. Zwar freute sich Kohlschreiber über das kraftschonende Weiterkommen, hätte aber gern Matchpraxis gesammelt. „Es wäre mir vielleicht entgegengekommen, mir Selbstvertrauen zu holen“, sagte der Davis-Cup-Spieler.

Ihm winkt nun ein Achtelfinale gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic aus Serbien. Daran will er in seiner nächsten Partie gegen den Rumänen Victor Hanescu nicht denken. „Das ist eine große Chance, aber da darf man sich nicht verrückt machen“, meinte er. Den bisher einzigen Vergleich mit Hanescu, dessen russischer Gegner Dmitri Tursunow aufgab, verlor Kohlschreiber. „Ich schätze ihn stärker ein als seine Ranglistenposition, aber er bringt die Resultate nicht“, meinte Kohlschreiber über die Nummer 54 der Welt.

Auch Angelique Kerber denkt ein Jahr nach ihrem Vorstoß ins Viertelfinale lieber von Runde zu Runde - mit gutem Grund: Gegen ihre nächste Gegnerin Varvara Lepchenko hat sie alle bisherigen vier Aufeinandertreffen verloren. Allerdings fanden die Duelle der beiden Linkshänderinnen statt, bevor sich die Kielerin der Weltspitze näherte. „Das wird keine leichte Aufgabe“, meinte Kerber nach dem 6:2, 6:2 gegen die Slowakin Jana Cepelova über Lepchenko. „Ich habe ein paar Mal mit ihr trainiert. Sie hat in den letzten Wochen ganz gut gespielt und gute Ergebnisse gehabt.“ Die aus Usbekistan stammende Amerikanerin belegt derzeit Platz 25 in der Weltrangliste.

Eine noch schwerere Aufgabe wartet der Papierform nach auf Sabine Lisicki. Die Berlinerin muss nach dem 6:4, 6:0 über die Spanierin Maria-Teresa Torro-Flor gegen Vorjahresfinalistin Sara Errani aus Italien antreten. „Es wird wichtig sein, sie nicht ihr Spiel spielen zu lassen. Sie verteilt gut auf Sand“, erklärte Lisicki zu ihrer Strategie gegen die letztjährige Kerber-Bezwingerin. Wie Lisicki ist auch Dinah Pfizenmaier erstmals in der dritten Runde der French Open dabei. Nach dem 6:3, 6:3 über die Polin Urszula Radwanska wartet nun deren Schwester Agnieszka. Gegen die Weltranglisten-Vierte will sich Pfizenmaier mehr zutrauen als 2012 beim Aus gegen Asarenka.