Fragezeichen hinter Davis Cup Kohlschreiber setzt auf Beckers Tipps
New York (dpa) - Boris Becker wird Philipp Kohlschreiber für den angestrebten ersten Achtelfinaleinzug bei den US Open seit drei Jahren die Daumen drücken. Schließlich winkt dem Augsburger dann ein Duell mit Tennis-Star Roger Federer.
Der vorausschauende Blick aufs Tableau interessiert Kohlschreiber nicht, über die guten Wünsche des dreimaligen Wimbledonsiegers freut er sich aber. Er setzt gern auf die Tipps des neuen Chefs im deutschen Herren-Tennis und begrüßt Beckers neue Rolle im Verband, auch wenn er ihm für die anstehende Abstiegsrelegation im Davis Cup gegen Portugal noch nicht zusagte.
„Egal, in welcher Position oder Funktion, Boris ist immer eine Hilfe“, sagte der Weltranglisten-37. in New York. „Sein Knowhow im Tennis ist unbestritten sehr hoch. Es kann uns allen guttun, dass er da positiven Einfluss auf uns nimmt.“
Vor seinem ungefährdeten und kraftsparenden Zweitrundenerfolg gegen Santiago Giraldo hatte sich der ehemalige Top-20-Spieler via Handy mit der deutschen Sportikone ausgetauscht und ihn nach seiner verspäteten Ankunft in Flushing Meadows kurz begrüßt. „Ich finde ihn einen coolen Typen, er hat viel Ahnung und Erfahrung“, meinte Kohlschreiber anerkennend. Becker arbeitet nach seinen gelösten Visumproblemen inzwischen als Experte für Eurosport von den US Open.
Auf seinem bisherigen Weg in die dritte Runde am Samstag gegen den Australier John Millman kam Kohlschreiber auch problemlos ohne die Ratschläge des Leimeners aus. Und konnte Energie sparen. Gegen Giraldo lag er 6:2, 6:1, 3:0 vorn, als der Kolumbianer aufgab. „Ich bin sehr zufrieden, wie ich mich bewege und wie ich Tennis spiele“, sagte die deutsche Nummer drei.
Die Atmosphäre des Billie Jean King Tennis Centers scheint den Routinier zu inspirieren. Dreimal stand er hier unter den besten 16, sorgte das eine oder andere Mal für besondere Momente. Der Weltranglisten-235. Millman dürfte eine lösbare Aufgabe sein, auch wenn er überraschend in der ersten Runde seinen angeschlagenen Landsmann Nick Kyrgios besiegte. „Der Junge kommt von einer Verletzung und ist wahrscheinlich super happy, wie es gerade läuft“, warnte Kohlschreiber, der im Falle des Siegs im Achtelfinale womöglich dem in New York ungewohnt schwächelnden Federer begegnet.
Der Bayer will die zahlreichen Absagen der Tennis-Prominenz wie Novak Djokovic und Andy Murray für sich nutzen. Kurzfristig war der einstige Buhmann im deutschen Herren-Tennis auf die Setzliste gerutscht, was ihm neue Möglichkeiten eröffnete. Erst vor wenigen Wochen drohte auch Kohlschreiber länger auszufallen. Als er Ende Juli im Halbfinale von Hamburg aufgab und eine Woche später das Turnier in Kitzbühel gewann, litt er unter einer Adduktorenverletzung.
Auch deswegen weiß der 33-Jährige noch nicht, ob er direkt im Anschluss an die US Open in der Abstiegsrelegation im Davis Cup dabei sein wird. „Ich muss auch auf meinen Körper hören und will das Turnier abwarten“, sagte der Bayer. Von Alexander und Mischa Zverev hat Bundestrainer Michael Kohlmann bisher ebenfalls weder „fixe Zusagen noch fixe Absagen“ für die Partie in Lissabon vom 15. bis 17. September: „Es sind noch ein paar Gespräche offen.“
Vor einem Jahr zitterte sich die deutsche Auswahl mit einem B-Team gegen Polen zum Klassenverbleib. Die Zverev-Brüder standen nicht zur Verfügung, Kohlschreiber fehlte verletzt. Überrascht Kohlschreiber in New York, könnte Kohlmann größere Probleme bei der Nominierung haben. Am kommenden Dienstag muss der Teamchef die Namen bekanntgeben. Womöglich kann Becker mit Überzeugungsarbeit entscheidend helfen.