Krimi in Kalifornien: Der nächste Kerber-Coup
Indian Wells (dpa) - In der Hitze der kalifornischen Wüste blieb Angelique Kerber ganz cool. Die Tennisspielerin aus Kiel hat beim WTA-Hartplatz-Turnier in Indian Wells zum zweiten Mal innerhalb von fünf Tagen Nervenstärke und Kampfgeist bewiesen.
Sie drehte erneut eine fast schon verlorene Partie.
Beim 6:3, 3:6, 7:6 (7:4)-Achtelfinalsieg gegen Christina McHale (USA) wehrte Kerber drei Matchbälle ab. Julia Görges aus Bad Oldesloe spielte gegen die Weltranglistenerste Victoria Asarenka (Weißrussland) zwar gut, war dem Australien-Open-Champion jedoch klar unterlegen (3:6, 1:6).
„Man fühlt sich natürlich sehr gut, wenn man drei Matchbälle abgewehrt hat“, sagte Kerber nach ihrem Marathon-Match über 2:34 Stunden. Zeit zum Durchschnaufen hatte die Weltranglisten-19. aus Schleswig-Holstein allerdings nicht. Mittwochnacht stand bereits das Viertelfinale gegen French-Open-Siegerin Li Na aus China an.
Der Triumph gegen McHale war der zweite Coup von Comeback-Kerber in Kalifornien. Bereits in ihrer Zweitrunden-Begegnung lag sie gegen Sloane Stephens (USA) mit 2:6, 1:5 und 15:40 scheinbar aussichtslos zurück. Doch Kerber kämpfte, wehrte zwei Matchbälle ab und wendete mit einer Energieleistung noch das Match.
Gegen McHale hatte die US-Open-Halbfinalistin ein Déjà vu. Nach einem frühen Aufschlagverlust lag sie im Entscheidungssatz schnell zurück, konnte McHale aber das Service zum 3:4 abnehmen und danach ausgleichen. Beim Stand von 5:6 war Kerber dann dreimal nur noch einen Punkt vom Turnier-Aus entfernt. „Bei den Matchbällen habe ich gespürt, ich bin noch da, ich kann das Match noch drehen.“
Die Norddeutsche rettete sich in den Tiebreak und hatte hier das bessere Ende für sich. „Vor einem halben Jahr hätte ich so ein Match nicht gewonnen. Aber ich freue mich, dass es jetzt anders ist“, meinte Kerber, die 2012 bislang ganz groß auftrumpft und im Februar in Paris ihren ersten Turniersieg gefeiert hatte.
Völlig von der Rolle war bei der mit 5,5 Millionen Dollar dotierten Veranstaltung dagegen die Dänin Caroline Wozniacki. Die ehemalige Nummer eins der Welt verlor gegen die Serbin Ana Ivanovic sang- und klanglos 3:6, 2:6 und setzte damit ihre Talfahrt im Olympia-Jahr fort.
Bei den Herren gaben sich die Topstars dagegen keine Blöße. Der Schweizer Roger Federer musste gegen den kanadischen Aufschlag-Riesen Milos Raonic aber Schwerstarbeit verrichten, um mit 6:7 (4:7), 6:2, 6:4 ins Achtelfinale einzuziehen. „Das erste Break im zweiten Satz war der Schlüsselmoment zu meinem Sieg“, sagte die Nummer drei der Welt, die leicht grippegeschwächt in die Partie gegangen war. Im Schongang erreichte der an Nummer zwei gesetzte Spanier Rafael Nadal (6:1, 6:4 gegen seinen Landsmann Marcel Granollers) die nächste Runde.