Kurzes Haas-Comeback in Halle - Mayer weiter dabei
Halle (dpa) - Tommy Haas kämpfte, haderte und begeisterte die Fans - doch 723 Tage nach seinem Turniersieg in Halle hat der 33-Jährige das frühe Aus beim Comeback in Westfalen nicht verhindern können.
Der umjubelte Rückkehrer musste trotz toller Moral und couragierter Leistung nach dem 2:6, 7:6 (8:6), 3:6 gegen den Italiener Andreas Seppi einsehen, dass der Weg zurück auf die große Tennis-Bühne äußerst steinig ist. „Ich brauche auf jeden Fall Matches und wieder Spielpraxis“, sagte Haas nach der Achterbahnfahrt der Gefühle.
Ob er in knapp zwei Wochen beim Rasen-Höhepunkt in Wimbledon aufschlagen wird, konnte der Familienvater noch nicht definitiv sagen: „Ich würde sehr gerne. Das ist mein Ziel.“ Zunächst will der gebürtige Hamburger aber abwarten, wie er die ungewohnte Wettkampfbelastung nach langer Verletzungspause wegsteckt. „Ich brauche einen Körper, der es mir erlaubt, Woche für Woche zu spielen“, betonte der auf Weltranglistenplatz 896 abgerutschte Haas. Ende des Jahres will der Halle-Champion von 2009 dann entscheiden, „ob es sich lohnt, 2012 wieder anzugreifen“.
Vor Haas' Auftakt-Niederlage hatten die Team-Weltmeister Florian Mayer und Philipp Petzschner am „German Sports Day“ die Runde der letzten 16 erreicht. Damit ist noch ein deutsches Quartett im Achtelfinale der Rasen-Veranstaltung vertreten.
Nach der kurzfristigen Absage von Superstar Roger Federer hatten die Veranstalter gehofft, dass ihnen zumindest Haas noch etwas erhalten bleibt. Doch gegen den keineswegs glänzenden Seppi war Haas, dessen Verlobte Sara Foster ihn in der Box anfeuerte, die fehlende Spielpraxis anzusehen. Sieben Spiele in Serie gab der immer wieder hadernde Haas nach einer 2:0-Führung ab, ehe er sich seiner Stärken besann und die Partie mit druckvollen Vorhand-Schlägen und viel Kampfgeist lange offenhielt. „Ich habe teilweise so gespielt, wie ich es mir erhofft hatte“, sagte der keinesfalls frustrierte Haas.
Und nach dem zweiten Satz, in dem Haas im Tiebreak sogar einen Matchball abwehren konnte, schien es so, als wenn sein Gastspiel nicht von kurzer Dauer sein würde. Doch im dritten Durchgang merkte man Haas an, wie ihm nach langer Wettkampfpause die Kräfte ausgingen. Mit dem Break zum 4:2 sorgte Seppi für die Vorentscheidung, ehe er nach 2:07 Stunden die Gratulation des Wahlamerikaners entgegennahm. Während Seppi ein Duell mit dem australischen Titelverteidiger Lleyton Hewitt winkt, musste Haas seine zweite Erstrundenpleite in Halle hinnehmen.
Zum Glück für Turnierdirektor Ralf Weber sind aber noch einige Publikumslieblinge im Rennen. So bereiteten die Bayreuther Mayer und Petzschner den Fans am zweiten Turniertag viel Freude. Der Weltranglisten-18. Mayer blieb durch ein 7:6 (8:6), 2:6, 6:3 über Rastamann Dustin Brown im Turnier und untermauerte, dass er nach Federers Absage nun zum Favoritenkreis zählt. „Man braucht vor keinem Angst haben, jeder ist schlagbar“, sagte Mayer. Zuvor hatte sein Davis-Cup-Kollege Petzschner „Lucky Loser“ Dominik Meffert mit 6:2, 7:6 (7:5) bezwungen und wie Tobias Kamke (Lübeck) und Philipp Kohlschreiber (Augsburg) die Runde der letzten 16 erreicht.
Anschließend sprach der Wimbledonsieger im Doppel aus, was viele seiner Kollegen nach dem Verzicht von French-Open-Finalist Federer dachten. „Ohne Roger ist es ein anderes Turnier. Da haben mehrere Leute die Chance, das Turnier zu gewinnen“, sagte Petzschner, der als nächstes auf den Spanier Daniel Gimeno-Traver trifft. Ausgeschieden ist indes der Hamburger Mischa Zverev, der mit 2:6, 3:6 gegen den Serben Viktor Troicki verlor.