Kvitova krönt sich gegen Bouchard zur Wimbledon-Königin
London (dpa) - Ungläubig ließ Petra Kvitova ihren Schläger fallen und fiel rücklings auf den „heiligen Rasen“: Mit dem klarsten Ergebnis seit 1992 hat die Tschechin der jungen Kanadierin Eugenie Bouchard die Show gestohlen und avancierte zum zweiten Mal zur Tennis-Queen von Wimbledon.
Klar mit 6:3, 6:0 setzte sich die 24-Jährige im Finale des bedeutendsten Grand-Slam-Turniers durch. Vor den Augen ihres Jugendidols Martina Navratilova holte sie sich mit einer imponieren Vorstellung auf der altehrwürdigen Anlage an der Church Road ihren zweiten Major-Titel nach 2011.
„Der Titel bedeutet mir alles“, gestand Kvitova bei der Pressekonferenz. „Tennis hier ist Tennis-Geschichte. Es war eines der besten Matches, das ich je gespielt habe.“ Als sie mit der Schale in der Hand auf dem Centre Court stand und sich bei ihrem Team bedankte, stockte ihre Stimme und sie erklärte gerührt: „Nach drei Jahren hier wieder mit der Trophäe zu stehen, ist unglaublich.“ Auch ihrem Vater widmete sie am Tag vor dessen Geburtstag ihren Triumph, er wischte sich im Publikum die Tränen weg.
Ebenfalls nur drei Spiele in einem Wimbledon-Endspiel gab zuletzt Steffi Graf vor 22 Jahren ab, als sie Monica Seles 6:2, 6:1 besiegte. Eine Minute kürzer als der einseitige finale Akt der mit Überraschungen gespickten Wimbledon-Tage war zuletzt das Finale 1983.
In nur 55 Minuten beendete die Weltranglisten-Sechste die Hoffnung der vier Jahre jüngeren Bouchard, als erste Kanadierin einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen. „Sie hat unglaublich gespielt“, erkannte die Verliererin an. Unter Applaus meinte sie: „Ich weiß nicht, ob ich all eure Liebe heute verdiene.“ Benannt ist sie nach der englischen Prinzessin Eugenie. Ihre Namensgeberin, die das einseitige Endspiel in der Royal Box verfolgte, brachte kein Glück.
Nach dem Kvitova gleich ihren ersten Matchball verwandelt hatte, herzte sie ihren Betreuerstab. Bouchard saß währenddessen mit einem Handtuch über den Schultern auf ihrem Stuhl. Vor der Siegerehrung verließen beide noch einmal den Platz, wegen des bevorstehenden Regens wurde das Dach geschlossen. In den Minuten habe sie davon geträumt, dass auch ihr Name mal in der Siegerliste auftaucht, berichtete die enttäuschte Bouchard.
Für ihren Erfolg kassierte Kvitova rund 2,2 Millionen Euro Preisgeld, Bouchard blieb die Hälfte. Die Tschechin trat damit die Nachfolge der inzwischen zurückgetretenen Französin Marion Bartoli an, die im vergangenen Sommer der Berlinerin Sabine Lisicki keine Chance ließ.
Auf dem voll besetzten Centre Court im All England Lawn Tennis Club diktierte die am Oberschenkel dick bandagierte Kvitova das Geschehen von Beginn an und ließ ihrer Gegnerin keine Chance. Ohne eine Miene zu verziehen, brillierte sie läuferisch, mit ihren schnellen Aufschlägen und ihrem äußerst druckvollem Grundlinienspiel. Oft attackierte sie schon früh die Aufschläge der jungen Kanadierin. 28:8 direkte Gewinnschläge listete die Statistik am Ende für Kvitova auf.
Mit einer beeindruckenden mentalen Stärke war die erst 20-jährige Bouchard durch das Turnier marschiert. In ihrem ersten großen Finale wirkte die Junioren-Wimbledon-Siegerin von 2012 nicht so souverän wie zuvor. Zu groß war die Überlegenheit von Kvitova, die die Herausforderung des Finals annahm. Ihr Power-Tennis, das auch Andrea Petkovic und Angelique Kerber im Turnierverlauf zu spüren bekamen, konnte Bouchard nicht wie gewohnt aufziehen. In der Weltrangliste rückt sie dennoch erstmals unter die Top Ten auf Platz sieben vor, Kvitova verbessert sich auf Rang vier.
„Wer auch immer seine Nerven besser im Griff hat, wird gewinnen“, hatte die frühere Weltklassespielerin Navratilova vermutet. Und das war Kvitova. In der dritten Runde stand sie gegen die Amerikanerin Venus Williams nur zwei Punkte vor dem frühen Aus. Am Ende krönte sie sich imponierend zur Siegerin. „Es ist mein zweiter Titel. Ich hoffe, es wird leichter für mich.“ Sie will nicht wieder drei Jahre bis zu ihrem nächsten großen Finale warten müssen.