Nach Premierensieg Mama Maria genießt den Erfolg von Mallorca
Calviá (dpa) - Auch in der schönsten Stunde ihrer Tennis-Karriere wollte Tatjana Maria in der Sonne von Mallorca die Schicksalsschläge der Vergangenheit nicht ignorieren.
„Ich denke immer daran, ich muss noch heute Medikamente nehmen. Die schwere Erkrankung ist einfach Teil meines Lebens“, sagte die 30-Jährige nach dem Premierensieg auf der WTA-Tour in Calvia der Deutschen Presse-Agentur.
Vor zehn Jahren hatten Ärzte durch Zufall bei ihr eine Thrombose am Bein entdeckt. Ohne es zu wissen, schwebte sie einige Zeit in Lebensgefahr, weil nach einer Lungenembolie der Herzstillstand drohte. Danach folgten Operationen und eine Zwangspause vom Tennis.
Als zum Ende des Jahres 2008 ihr Vater starb, der sie stets zu den Turnieren begleitete, hing Marias Karriere am seidenen Faden. „Ohne meinen Mann Charles hätte ich das wahrscheinlich nicht durchgestanden“, gibt sie heute zu. Charles Edouard Maria ist seit Jahren ihr Coach, und seit 2013 ihr Töchterchen Charlotte zur Welt kam, tingelt die Tennisfamilie Maria gemeinsam durch den WTA-Zirkus.
Das Nahziel ist nun das am nächsten Montag beginnende Grand-Slam-Turnier in Wimbledon. Am Montag flog das Trio auf die britische Insel, zunächst steht in der Vorbereitung für Maria noch das ITF-Turnier in Southsea an. „Natürlich möchte ich mich nun in Wimbledon gut präsentieren, aber ich denke von Spiel zu Spiel. Vieles hängt ja auch von der Auslosung ab“, sagte die Schwäbin, die längst im kalifornischen Palm West ihre Heimat gefunden hat.
In Wimbledon winkt Mama Maria nun ein weiterer Sprung in der Weltrangliste: Nach ihrem Turniersieg von Mallorca verbesserte sich die deutsche Nummer drei von Rang 79 auf 48 und ist somit nur noch zwei Ränge von der besten WTA-Position ihrer Karriere entfernt.
Wie ihre Tennis-Karriere weitergeht, wenn die vierjährige Charlotte ihre Eltern nach ihrer Einschulung nicht mehr durch die Welt begleiten kann, ist noch nicht ganz klar. „Wir haben uns schon ein paar Gedanken gemacht. Wenn sie 2019 oder 2020 in die Schule geht, kommt vielleicht das zweite Kind, oder das dritte oder vierte“, sagte Maria schmunzelnd. „Das Wichtigste ist für mich, dass wir als Familie zusammen sind. Das gibt Motivation. Insofern war Mallorca bei diesen Temperaturen um 30 Grad fast wie Urlaub“, meinte sie nach ihrem Finalerfolg über die favorisierte Lettin Anastasija Sevastova mit 6:4, 7:5. Dabei hatte die deutsche Nummer drei im zweiten Satz einen 0:4-Rückstand gedreht und somit die 34 677 Dollar Preisgeld kassiert.
Seit zwölf Jahren währt nun schon ihre Karriere auf der WTA-Tour, doch so lange kommt ihr das gar nicht vor. „Ich fühle mich überhaupt nicht wie 30“, gab sie zu und räumte ein, sich an ihr erstes Spiel nicht mehr zu erinnern. Am 25. September 2006 erreichte die Bad Saulgauerin in Luxemburg erstmals das Hauptfeld eines WTA-Turniers, unterlag der Italienerin Roberta Vinci mit 4:6 und 3:6, erhielt 23,5 Ranglistenpunkte und 4175 Dollar Preisgeld. In den vielen Jahren auf den Courts der Welt hat sie inzwischen 2,3 Millionen Euro verdient.
Im Fed Cup gehörte die Rechtshänderin zu den Stützen des deutschen Teams, im diesjährigen Viertelfinale steuerte sie in Weißrussland Siege im Einzel und Doppel zum 3:2-Erfolg bei. Ihre zuvor größten WTA-Erfolge hatte Maria im Doppel mit drei Titeln gefeiert.