Mayer und Kohlschreiber weiter - Rasta-Mann raus
München (dpa) - Die Davis-Cup-Asse spielen auf dem Münchner Sand weiter gut auf und machen Hoffnung auf den ersten Turniersieg eines deutschen Herren seit zwei Jahren. Nach Philipp Petzschner zogen auch die Tennisprofis Florian Mayer und Philipp Kohlschreiber in das Viertelfinale der BMW-Open ein.
Die aktuelle deutsche Nummer 1 Mayer setzte sich gegen den Russen Teimuras Gabaschwili mit 6:4, 7:6 (7:1) durch. Im deutschen Duell gegen Denis Gremelmayr rückte Kohlschreiber, 2007 Sieger in Bayern, in die Runde der besten Acht vor. 6:3, 6:3 hieß es am Ende für den Augsburger.
„Jeder will das Turnier gewinnen“, sagte Kohlschreiber über die Viertelfinalisten; darunter drei Deutsche. Das gab es seit 1999 bei den Internationalen Meisterschaften von Bayern nicht mehr.
Kohlschreiber hofft mit seinen Davis-Cup-Kollegen, als erster Deutscher seit Thomas Haas und Benjamin Becker im Jahr 2009 wieder ein ATP-Turnier zu gewinnen. Über das Viertelfinale machte er noch nicht den „unglaublichen Freudensprung“. Aber der kann ja noch kommen. „Ich würde gerne noch ein, zwei Runden gewinnen. Das Finale wäre gut für das Selbstvertrauen“, sagte der 27-Jährige, der vor vier Jahren die quälend lange Durststrecke beim Münchner Turnier seit Michael Stichs Erfolg 1994 beendet hatte.
Nur zeitweise durfte Qualifikant Julian Reister beim 3:6, 6:7 (5:7), 1:6 gegen Nikolai Dawydenko (Russland/Nummer 7) am Viertelfinale schnuppern. Auch für Publikumslieblung Dustin Brown mit seinem wehenden Rasta-Haar kam das Aus. Nach dem Erstrunden-Coup über den an Nummer 2 gesetzten Schweizer Stanislas Wawrinka war Radek Stepanek (Tschechien) in Runde zwei Endstation beim 6:7 (6:8), 7:6 (7:5), 3:6.
Einst tingelte der Deutsch-Jamaikaner Brown mit dem Wohnmobil noch bei unterklassigen Turnieren umher, jetzt unterstrich er in München wieder, dass die deutschen Tennisfans mit seinem unorthodoxen Spiel in Zukunft noch viel Freude haben könnten. Auch wenn es in einem mitreißenden Match nach fast drei Stunden nicht fürs Viertelfinale reichte. Der am Ende angeschlagene Stepanek steht nun Kohlschreiber gegenüber.
Petzschner trifft in der Runde der letzten Acht an diesem Freitag auf Potito Starace (Italien). Der Weltranglisten-35. Mayer schlägt gegen den hochtalentierten Grigor Dimitrow auf. Der 19-jährige Bulgare erinnert in seiner Spielanlage an den jungen und 2003 in München siegreichen Roger Federer; auch Mayer nannte beim Vergleich den Namen des großen Schweizers.
„Wie Dimitrow sich bewegt und den Ball trifft ist erste Sahne“, sagte der 27-jährige Bayreuther, der beim mit 450 000 Euro dotierten ATP-Turnier aber genug Selbstvertrauen hat. „Ich bin trotzdem favorisiert. Wenn ich meine Leistung abrufe, muss er ein sehr gutes Match spielen, um mich zu schlagen.“ Immerhin ist er selbst an Nummer 5 gesetzt und damit hinter dem an 3 eingestuften Kroaten Marin Cilic der höchstbewertete Akteur, der noch im Turnier ist.
In seiner wechselhaften Karriere, 2009 ging es bis auf Platz 450 runter, hat sich Mayer mittlerweile längst wieder dort in der Weltrangliste festgesetzt, wo er bereits vor ein paar Jahren war. Beim Turnier in Bayern, wo er von 2005 bis 2007 immer in der ersten Runde scheiterte, hinterlässt er einen gereiften Eindruck. „Ich bin gerade in einer richtig guten Phase und im besten Tennisalter“, meinte der stille Franke, der auch nur äußerst verhalten nach seinem verwandelten ersten Matchball nach 1:50 Stunden jubelte. Früher mit 20, 21 war ich noch nicht bereit für die große Tenniswelt und den großen Rummel. Jetzt genieße ich es total.“