Petzschner wirft Favoriten raus: „Genugtuung“
München (dpa) - Davis-Cup-Spieler Philipp Petzschner hat sich vom Münchner Gewitter nicht aus dem Rhythmus bringen lassen und ist als erster deutscher Tennis-Profi ins Viertelfinale der BMW-Open eingezogen.
Es donnerte und blitzte über dem Center Court, aber vor und nach der Unterbrechung holte der 27-Jährige gegen den topgesetzten russischen Vorjahressieger Michail Juschni die entscheidenden Punkte. Nach 2:16 Stunden folgte ein kurzer Freudenschrei: Mit 7:6 (7:5), 3:6, 6:2 hatte Petzschner die Oberhand behalten. Nächster Gegner ist der Italiener Potito Starace, der Sergej Stachowski (Ukraine/Nummer 6) aus dem Feld des mit 450 000 Euro dotierten Sandplatzturniers warf.
„Ich habe noch nie bei so einer Witterung Tennis gespielt. Fußball ja, Tennis nicht. Das ist mal was Neues“, sagte Petzschner und war nach dem Sieg zum Scherzen aufgelegt. „Es war komisch. Ich habe mich immer gefragt, ob der Blitz auch in meinen Kopf einschlagen könnte. Dann hätte ich auf jeden Fall 'ne Schlagzeile gehabt.“
Drei der unter den ersten vier gesetzten Akteure, darunter der vom Deutsch-Jamaikaner Dustin Brown verabschiedete Mitfavorit Stanislas Wawrinka (Schweiz), waren schon raus; da erwischte es mit Juschni auch den Top-Mann. Mit 5:4 für Petzschner waren die beiden Rechtshänder wegen des Wetters in die Pause geschickt worden - und nach der rund eineinhalbstündigen Unterbrechung sicherte sich der Bayreuther den ersten Satz. Im Tiebreak profitierte der Doppel-Gewinner von Wimbledon bei seinem vierten Satzball von einem Fehler des Russen.
Auch im zweiten Durchgang ging es zunächst hart umkämpft zur Sache, dann fehlte dem Spiel des Bayreuthers gegen den Weltranglisten-13. die Konstanz und der Russe sicherte Satz zwei. Im letzten Satz war der 27-Jährige aber wieder der bessere Mann, Juschni haderte dagegen mit dem Wetter über der Anlage am Aumeisterweg. „Ich habe gemerkt, dass es ihn mehr nervt als mich. Das war für mich ein extra Ansporn“, meinte Petzschner und beglich eine „schöne Rechnung“. 2010 hatte er im Halbfinale noch den Kürzeren gegen späteren Turniersieger Juschni gezogen.
„Die Revanche fühlt sich ganz gut an“, sagte Petzschner. „Gegen ihn zu gewinnen, ist überall eine Genugtuung. Das zu Hause zu schaffen mit dem Hintergrund des engen Matches aus dem letzten Jahr fühlt sich doppelt gut an.“
Petzschner ließ sich von der Regen-Pause nicht rausbringen, sein Bayreuther Kollege Florian Mayer musste sich dagegen gleich auf eine Verlegung um einen Tag einstellen. Seine Partie gegen Rainer-Schüttler-Bezwinger Teimuras Gabaschwili wurde auf den Donnerstag vertagt. Im „besten Tennisalter“ fühlt sich die deutsche Nummer 1 - da sollte ihm das gegen den Russen nichts ausmachen. Dazu kämpfen vier weitere Deutsche um den Viertelfinal-Einzug.
Da mit Juschni, Wawrinka, Stachowski und Marcos Baghdatis (Zypern) schon vier gesetzte Profis aus dem Turnier sind, dürfen die deutschen Tennis-Fans auf den zweiten deutschen Sieg nach dem lange zurückliegenden Erfolg von Michael Stich 1994 hoffen. Philipp Kohlschreiber hatte 2007 die Durststrecke am Aumeisterweg beendet.