Mehr als nur ein Spiel: Profis streiten für mehr Geld
New York (dpa) - Während Fans auf der ganzen Welt die US-Open in New York verfolgen, läuft hinter den Kulissen des Tennis-Zirkus' ein harter Kampf: Die Spieler verlangen mehr Geld, die Turniere weisen deren Vorstellungen als unzumutbar zurück.
„Sie fordern von uns eine jährliche Erhöhung der Preisgelder um 17 bis 25 Prozent, und das über einen Zeitraum von vier Jahren. Das ist Wahnsinn!“, empört sich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in New York der Direktor eines europäischen Masters-1000-Turniers. „Sogar Indian Wells, das stets das großzügigste der Turniere ist, schreckte vor den Forderungen der Spieler zurück“, ergänzt er.
Der US-Profi Eric Butorac, der seit Kurzem als Nachfolger des Schweizers Roger Federer Präsident des Spielerrates ist, sieht das natürlich anders. „Die Masters-1000-Turniere sind sehr erfolgreich, und wir tragen dazu bei, dass es so ist“, sagt er der dpa. „Es ist also logisch, dass die Spieler einen angemessenen Ausgleich wollen“, betont der 33 Jahre alte Doppel-Spezialist.
Butorac, der Psychologie studiert hat, weiß, was er will. „Wir möchten bloß sicherstellen, dass unsere Spieler korrekt bezahlt werden. Die Turniere in Schwierigkeiten bringen, wollen wir aber nicht. Sie sollen ja nicht bankrottgehen“, sagte er der „New York Times“. Es gehe darum, eine gerechte Regelung zu finden.
Einen gerechten Kompromiss sähen die Turniere bei einer jährlichen Erhöhung der Preisgelder um neun oder zehn Prozent, heißt es. Da derzeit aber über eine Laufzeit von vier Saisons verhandelt wird, geht es hart zur Sache: Weil die Weltwirtschaft unvorhersehbar ist, kann Großzügigkeit die Turniere teuer zu stehen kommen.
In den Gesprächen geht es um die neun Masters-1000-Turniere. Diese werden allesamt auf der Nordhalbkugel ausgetragen: Je vier in den USA und Europa und eines in China. In diesen reichen Ländern, glauben viele Spieler, ist mehr Geld zu holen. Anders sieht es im Süden aus: Viña del Mar (Chile) verlor sein Turnier kürzlich aus Mangel an Sponsoren an die ecuadorianische Hauptstadt Quito.
Butorac möchte außerdem garantieren, dass auch Spieler der dritten oder vierten Reihe vom Tennis leben können. Kleinere Turniere, wie die der ATP Challenger Tour, hat der Verband bereits dazu gebracht, 2016 ein Minimum von 75 000 Dollar auszuteilen. Über die Summen der ATP World Tour 250 und 500 wird derzeit noch debattiert.
„Die Preisgelder sind in den vergangenen Jahren gestiegen, aber die Schere war auch sehr groß“, meint Butorac. „Die Frage ist doch, wie viele Spieler vom Tennis leben können sollten: 200, 250, 300?“ Die Profis müssten einen Plan haben und prüfen, wie schnell sie ihre Ziele durchsetzen können.
Die Preisgelder der vier Grand-Slam-Turniere, zu denen auch das in New York gehört, sind anders geregelt und werden auch gesondert verhandelt - erst im vergangenen Jahr hatten die Spieler dort eine erhebliche Steigerung der Prämien erzielt. Zum Vergleich: Strich der Sieger 1984 noch 160 000 Dollar ein, waren es 1994 schon 550 000 und 2004 fast doppelt so viel. Der diesjährige Sieger in Flushing Meadows darf sich nach zwei Wochen über drei Millionen Dollar freuen.