Bejubelter Primus ganz cool Murray auf Heimattournee mit klarem Ziel
London (dpa) - Als er einmarschierte, brandete Jubel auf. Als er seinen Matchball verwandelte, wurde das Geschrei noch lauter.
Und als er zu seinem ersten Siegerinterview als neue Nummer eins der Tennis-Welt schritt, legten die Fans in der Londoner Arena noch einmal eine Schippe drauf: Andy Murray muss sich nach seinem Auftaktsieg bei der ATP-WM wie ein nationaler Held gefühlt haben. „Es war eine unglaubliche Stimmung. Nach den letzten Monaten ist es schön zu wissen, dass ich das Jahr in so einer Atmosphäre beenden kann“, sagte der stolze Schotte.
Murray ist jetzt nicht mehr nur derjenige, der als erster Brite seit 77 Jahren wieder Wimbledon gewonnen hat, sondern auch der erste Weltranglistenprimus von der Insel. „Ich habe es wirklich genossen“, erklärte der 29-Jährige, dessen Worte immer wieder vom lauten Publikum in der Londoner O2-Arena übertönt wurden.
Das deutliche 6:3, 6:2 gegen Marin Cilic war der ideale WM-Start für Murray, der mittlerweile 20 Spiele in Serie für sich entschieden hat und in dieser Woche seinen fünften Turniersieg nacheinander anpeilt. Dass er nun nicht mehr der Jäger, sondern der Gejagte ist, bereitet ihm keine Probleme. „Ich habe mich nicht nervöser gefühlt als sonst“, bekundete Murray.
Der Einstieg verlief vielversprechend, gegen den Kroaten Cilic leistete er sich beinahe keine Fehler von der Grundlinie und nutzte vier seiner fünf Breakbälle für einen deutlichen Zweisatzsieg. „Das war eines der besten Matches, das ich hier in den letzten Jahren gespielt habe. Ich versuche das bis zum Ende so beizubehalten“, sagte Murray. Bislang hat der Wimbledon-Sieger von 2013 und 2016 noch nie das Finale bei dem Event in London erreicht.
Um auf dem Tennis-Thron überwintern zu können, muss Murray bei den Tour Finals Dauerrivale Novak Djokovic aber hinter sich halten. Zwar hat der Schotte einen Vorsprung auf den nur sieben Tage jüngeren Serben, doch haben es beide Profis nun selbst in der Hand: Mit einem Turniersieg könnte Djokovic wieder den Top-Platz erobern, den er vor der Ablösung 122 Wochen am Stück inne hatte.
Doch so weit denkt Murray noch nicht. Er will am Mittwoch (15.00 Uhr/MEZ) zunächst gegen den punkt- und spielgleichen Kei Nishikori einen weiteren großen Schritt in Richtung Halbfinale machen. „Kei spielt momentan sein bestes Jahr auf der Tour. Er ist einer der besten Spieler auf der Welt“, lobte Murray. „Ich bin bereit.“ Der Japaner hatte am Montag überraschend deutlich mit 6:2, 6:3 gegen Stan Wawrinka gewonnen.