Traditionsturnier „Murrays Wimbledon-Schock“ - Spektakel ohne britischen Star
London (dpa) - Die Stätte seiner größten Tennis-Triumphe hatte sich gerade zum Ort der bitteren Enttäuschung gewandelt, da bewies Andy Murray Humor.
Mit einer schmollenden Schnute und gesenktem Daumen stellte der 31-Jährige nach seiner verletzungsbedingten Absage für Wimbledon ein Bild von sich ins Internet. Scherzhaft kommentierte der zweimalige Sieger des Rasenklassikers: „Falls jemand für die nächsten zwei Wochen einen Coach braucht, soll er mich anrufen.“
Mit dem verletzungsbedingten Aus für Murray verschwand der prominenteste britische Name schon aus dem Teilnehmerfeld, bevor das bedeutendste Tennis-Turnier der Welt losging. „Murrays Wimbledon-Schock“, titelte „The Daily Telegraph“. „Ein Jahr mit Qualen und Drama endet mit einer noch größeren Misere für den angeschlagenen Murray“, schrieb „The Times“.
„Schweren Herzens“ hatte der Wimbledongewinner von 2016 und 2013 am Sonntagabend abgesagt. Nach seiner Hüft-Operation vom Januar und der gerade erst beendeten beinahe einjährigen Pause fühlt sich der ehrgeizige Tennisprofi noch nicht bereit für Matches, die sich über fünf Sätze strecken können.
„Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich dieses Turnier gewinnen werde. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich richtig gut spielen werde“, erklärte er in englischen Medien. „Es waren alles Anzeichen dafür, dass es vielleicht nicht das Richtige ist, zu diesem Zeitpunkt zu spielen. Wenn ich denken würde, dass ich Wimbledon nicht noch einmal spielen würde, wäre es eine andere Entscheidung gewesen.“
Zum vierten Mal nacheinander verpasst Murray ein Grand-Slam-Turnier, Zum ersten Mal seit elf Jahren findet Wimbledon ohne den britischen Titelanwärter statt, auf dem Center Court an der Church Road hatte der Schotte die Herzen der Briten gewonnen. Die britischen Hoffnungen ruhen jetzt auf dem Weltranglisten-17. Kyle Edmund und auf Johanna Konta, die Nummer 24 der Damen, beide sind keine Titelkandidaten.
Nur drei Matches hat Murray nach seinem Viertelfinal-Aus in Wimbledon 2017 bestritten, das erste davon vor zwei Wochen. Schon vor einem Jahr hatten ihm die Hüftprobleme zu schaffen gemacht. Zwei Jahre ist es jetzt her, dass der ehemalige Weltranglisten-Erste zum zweiten Mal die Sehnsucht nach einem britischen Tennis-Helden in Wimbledon erfüllte. Medien erklärten ihn im Sommer 2016 zum Stolz des ganzen Landes. Sein erster Wimbledon-Sieg 2013 war gar historisch gewesen, Murray war der der erste britische Champion nach 77 Jahren.
Murray will sofort mit der Vorbereitung auf die Hartplatz-Saison loslegen. Ende Juli hofft er, sein Comeback in den USA fortzusetzen. „Das Drama wird weitergehen“, schrieb „The Times“.