Nadal gegen Djokovic: Rendezvous mit der Geschichte
Paris (dpa) - Novak Djokovic und Rafael Nadal haben in Paris ein Rendezvous mit der Geschichte. Der Weltranglisten-Erste Djokovic will seinen „Djoko Slam“ gewinnen und als erster Tennisprofi seit Rod Laver vor 43 Jahren alle Grand-Slam-Titel auf einmal halten.
Schon im Wimbledon-Endspiel 2011 bezwang er Nadal, im US-Open-Finale und im irren Australian-Open-Endspiel schlug er den spanischen Muskelmann ebenfalls. Aber nun geht es auf roter Asche gegen den Sandplatzkönig von Mallorca. Und der will selbst Tennis-Geschichte schreiben: Als siebenfacher Roland-Garros-Champion würde er alleiniger Rekordhalter und sogar den großen Schweden Björn Borg in seinen Schatten stellen.
Dieser „Rafa“ in Über-Form musste sich am Freitag wieder genervt rechtfertigen: „Doch, natürlich bin ich ein menschliches Wesen!“ Aber kaum jemand glaubt, dass der „Bestialische“ („L'Equipe“) bei diesen 82. French Open schlagbar ist. Auch Roger Federer nicht, der im Halbfinale nach schwachem Auftritt in drei Sätzen an Djokovic scheiterte. „Rafa ist der klare Favorit“, sagte der dritte der „drei Musketiere“, die 27 der vergangenen 28 Grand-Slam-Titel unter sich ausgemacht haben. „Novak hat auch mehr Druck. Er weiß nicht, ob er die Gelegenheit für seinen "Grand Slam" noch einmal bekommt. Rafa hat noch mehrere Chancen auf seinen siebten Roland-Garros-Titel.“ Federer hatte selbst 2006 und 2007 im French-Open-Finale den „Roger Slam“ unmittelbar vor Augen. Und wer vermasselte ihm den Coup? Nadal!
Das alles spricht für Nadal: Er gewann bisher alle seine sechs Roland-Garros-Finals. Er hat am Bois de Boulogne eine Matchbilanz von 51:1. Auf roter Asche - den blauen Sand von Madrid ausgenommen - gewann er zuletzt 51 Sätze nacheinander. Der 26-jährige Linkshänder, der besser aufschlägt als früher und noch aggressiver spielt, gab im Turnierverlauf nur 35 Spiele ab (Djokovic: 81). Nadal verlor in drei Roland-Garros-Duellen gegen „Nole“ bisher keinen einzigen Satz und gewann jüngst die zwei Sand-Endspiele gegen Djokovic in Monte Carlo und Rom. 18:14 führt er im direkten Vergleich.
Sein deklassierter Achtelfinalgegner Juan Monaco beschrieb ihn als „Typ von einem anderen Planeten“. Mats Wilander hält ihn für „besser als je zuvor“. Djokovic überzeugte im Turnierverlauf bisher nicht durchwegs, aber als echter Champion immer dann, wenn es darauf an kam: Etwa als der Serbe im Viertelfinale gegen Jo-Wilfried Tsonga vier Matchbälle abwehrte oder gegen Federer in einem komischen Match bei Nässe und Wind cool blieb und seine beste Turnierleistung abrief. 2011, während seiner 41-Match-Siegesserie, schlug er Nadal in den Finals in Rom und Madrid. „Das ist noch in meinem Hinterkopf“, betont Djokovic.
Und: „Ich bin jetzt auf dem Höhepunkt meiner Karriere, und ich spiele das Tennis meines Lebens in den letzten eineinhalb Jahren.“ Die drei jüngsten Endspiel-Triumphe in Serie bei Grand-Slam-Finals gegen Nadal geben ihm auch Selbstbewusstsein. Der 25-Jährige will bei seiner Roland-Garros-Final-Premiere unbedingt diesen „Djoko Slam“ und erst als dritter Tennisprofi überhaupt nach Donald Budge (1938) und Laver (1962 und 1969) alle Titel auf einmal halten. „Ich habe diese goldene Möglichkeit, Geschichte zu schreiben, und das inspiriert mich. Ich will meine Hände an diese Trophäe kriegen.“