Nadal: „Mehr erreicht, als ich mir erträumen konnte“

Indian Wells (dpa) - Er lächelt wieder, bringt die Gegner zur Verzweiflung und spielt fast schon wie zu seinen besten Zeiten. Die Tenniswelt des Rafael Nadal ist im Frühjahr 2013 endlich wieder in Ordnung.

„Ich habe so viel mehr erreicht, als ich mir erträumen konnte“, betonte der Spanier. Auch im vierten Turnier nach seinem Comeback steht Nadal im Finale, spielt am Sonntag (23.00 Uhr MEZ) beim ATP-Masters von Indian Wells gegen den Argentinier Juan Martin Del Potro um den Turniersieg.

Auf dem Weg ins Endspiel hatte der Mallorquiner bei seinem ersten Hartplatz-Event nach fast einem Jahr unter anderem im Viertelfinale den 17-maligen Grand-Slam-Champion Roger Federer glatt in zwei Sätzen besiegt und sich anschließend auch gegen den starken Tschechen Tomas Berdych durchgesetzt (6:4, 7:5). „Sein Spiel hat sich überhaupt nicht verändert, er ist immer noch sehr aggressiv und sieht wieder stark aus“, meinte Berdych und klang dabei durchaus beeindruckt. Federer vermied es bewusst, nach seiner Niederlage über seine Rückenprobleme zu reden - denn das würde Nadals Leistung nur schmälern, so der Schweizer.

Nadal hatte sich bei seiner überraschenden Zweitrunden-Niederlage vergangenen Sommer in Wimbledon gegen den unbekannten Tschechen Lukas Rosol an der Patella-Sehne des linken Knies verletzt. Spanien musste sich daraufhin einen neuen Fahnenträger für die Eröffnungsfeier der Sommerspiele in London suchen und Nadal sogar die komplette Saison 2012 vorzeitig beenden. Die Tenniswelt drehte sich erst einmal ohne einen ihrer größten Stars weiter. Federer triumphierte in Wimbledon, Andy Murray gewann Olympia-Gold und krönte sich wenige Wochen später bei den US Open zum Hartplatz-Helden von Flushing Meadows.

Nadal indes quälte sich in der Reha und rutschte in der Weltrangliste auf Platz fünf ab. Derzeit ist der einzige Dominator nicht einmal mehr bester Spanier - Landsmann David Ferrer rangiert einen Platz vor ihm. Doch niemand zweifelt daran, dass „Rafa“ die Rangfolge bald wieder korrigieren wird.

Bei seinem Comeback nach sieben Monaten Pause Anfang Februar im chilenischen Vina del Mar verlor er noch das Finale gegen Horacio Zeballos (Argentinien) - doch seitdem gab's für ihn nur noch Siege. Nadal gewann auf seinem geliebten Sand in Sao Paulo und Acapulco - und scheint nun auch auf Hartplatz seine Form wiederzufinden. „Ich bin sehr glücklich über all das, was im vergangenen Monat, vor allem in den vergangenen drei Wochen geschehen ist“, betont der 26-Jährige.

Jeder Sieg, so der Linkshänder, gebe ihm mehr Selbstvertrauen. Demnach müsste die Brust des stolzen Mallorquiners fast schon wieder so breit sein, wie früher. Nicht nur Fans und Fachpresse sind verblüfft, auch Nadal selbst. Der elfmalige Grand Slam-Gewinner war zwar nie ein Mann großer Sprüche - hat sich jedoch auch nie kleiner gemacht als er ist. Und es klingt glaubhaft, wenn er sagt, das alles für ihn total unerwartet gekommen sei.

Als Nadal gegen Berdych im US-Bundesstaat Kalifornien seinen Matchball verwandelte, hüpfte er in seinem grünen T-Shirt wie ein Kleinkind über den blauen Untergrund. So ausgelassen hatte man ihn sonst nur nach ganz großen Siegen gesehen. Doch derzeit ist jeder Erfolg für ihn ein Triumph. „Es ist nicht einfach, nach solch einer Verletzung zurückzukommen, sieben Monate kein Turnier zu spielen und dann mit Ferrer, Federer und Berdych gleich drei Leute aus den Top Ten zu besiegen“, sagte Nadal.

In zwei Wochen beginnt die Sandplatz-Saison. Keiner ist auf dem langsamen Untergrund so gut wie der Mann aus Manacor. Für Berdych steht deshalb bereits fest: „Wenn er gesundbleibt, kann ihn keiner stoppen.“