Wieder mal Zoff zwischen Stich und DTB

Hamburg (dpa) - Der Streit zwischen dem ehemaligen Wimbledonsieger Michael Stich und dem Deutschen Tennis Bund spitzt sich zu.

Nach dem bizarren Hickhack um die Traditionsveranstaltung am Hamburger Rothenbaum hat Turnierdirektor Stich nun den Verband und dessen Präsidenten Karl-Georg Altenburg scharf angegriffen. „Ich glaube, es liegt daran, dass es beim DTB niemanden gibt, der das Know-how hat, solche Dinge zu Ende zu denken. Herr Altenburg ist einfach nicht im Thema“, sagte Stich in einem Interview im „Hamburger Abendblatt“. Der DTB wies die Anschuldigungen zurück und sprach von „rufschädigenden Vorwürfen“ des ehemaligen Profis.

Gerade erst war es im DTB nach dem Rücktritt von Teamchef Patrik Kühnen, den Querelen im Davis-Cup-Team, dem Weggang von Geschäftsführer Stephan Brune und der Trennung von Pressesprecher Oliver Quante ruhig(er) geworden, da provozieren die Protagonisten rund um den Verband schon wieder Negativschlagzeilen und rufen Kopfschütteln hervor. Diesmal geht es um das Turnier in Hamburg.

An Silvester hatte der DTB verkündet, dass man sich für ein Rasenturnier in Hamburg bewerbe - gegen die Überzeugungen des zumindest öffentlich wenig begeisterten Turnierchefs Stich. Nur gut zwei Monate später verschickte man eine Pressemitteilung mit der Überschrift: „DTB zieht Bewerbung um Rasenturnier in Hamburg zurück“.

Ungewohnt offen wies DTB-Chef Altenburg damals Stich die Schuld zu. „Und das war der Punkt, der mich sehr verärgert hat. Ich lasse mir nicht vorwerfen, dass ich einem Konsens im Weg gestanden hätte. Es gab nie den Versuch, einen Konsens zu finden“, sagte der Wimbledonsieger von 1991 jetzt und betonte, der DTB habe sich um ein Rasenturnier beworben, „ohne unsere Zustimmung einzuholen.“ Zudem habe man ihm und der veranstaltenden Agentur Hamburg sports & entertainment GmbH (hse) die Bewerbungsunterlagen nie vorgelegt.

„Mir persönlich vorzuwerfen, ich würde dem deutschen Tennis schaden, ist deshalb eine Frechheit, die ich mir nicht bieten lassen kann“, polterte Stich wenig hanseatisch und sprach von einem „kräftigen Imageschaden“. Der DTB signalisiere, dass er „das Turnier in seiner jetzigen Form schlecht findet. Das tut uns weh, nicht nur in der Außendarstellung, sondern auch bei der Sponsorensuche“.

Beim DTB reagierte man überrascht. „Von unserer Seite gibt es keinen Vorwurf dieser Art“, sagte Altenburg. Die Bewerbung habe man zurückgezogen, „weil wir uns mit unserem Vertragspartner nicht auf ein gemeinsames Konzept verständigen konnten“. Man sei zu konstruktiven Gesprächen bereit, „was allerdings angesichts der rufschädigenden Vorwürfe durch Michael Stich nicht einfacher geworden ist“, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme des Verbandes.

Seit Anfang 2009 ist Stich Direktor des Sandplatzturniers am Rothenbaum im Juli, das von einem Rasenturnier im Juni ersetzt werden sollte. Der 44-Jährige erwartet aber „wirtschaftlich keine Verbesserung“ und sieht auch kein besseres Teilnehmerfeld als jetzt.

Beim einzig verbliebenen deutschen Bewerber um ein Rasenturnier von 2015 an dürfte man erleichtert auf die Hamburger Volten reagiert haben - wenngleich auch erstaunt. Der Stuttgarter Turnierdirektor Edwin Weindorfer, dessen Veranstaltung nun vom DTB unterstützt wird, sagte dem „Tennismagazin“: „Wenn der Ausrichter des Turniers, also Michael Stich mit der Vermarktungsagentur hse, nicht auf Rasen wechseln will, der Deutsche Tennis Bund als Lizenzinhaber sich aber dennoch bewirbt, verstehe ich das nicht.“