Nicht fit für Wimbledon - Federer kämpft gegen den „Rost“

Halle/Westfalen (dpa) - Für Roger Federer drängt vor Wimbledon die Zeit. Eine Woche bleibt dem Tennis-Star bis zum Beginn des Rasen-Klassikers, mehr nicht. Will der Schweizer im Südwesten Londons um den Titel mitspielen, muss er sich gewaltig steigern.

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Sein Auftritt in Halle jedenfalls hinterließ Zweifel an seiner Form. Der 17-fache Grand-Slam-Sieger weiß selbst nicht so recht, woran er nach den komplizierten ersten Monaten der Saison ist.

„Es ist im Moment schwer zu sagen“, räumte der 34-Jährige nach seinem Halbfinal-Aus in Ostwestfalen ein. „Ich muss sehen, wie ich mich am Anfang des Turniers fühle. Ich hoffe, ich werde fit für Wimbledon sein.“ Am 27. Juni geht das Grand-Slam-Turnier schon los.

Erschöpft und ernst sah der Schweizer aus, als er sich am Wochenende aus Halle verabschiedete. Vor Wimbledon gönnte er sich noch einen kurzen Abstecher in die Heimat, zu seiner Frau Mirka, seinen beiden Zwillingssöhnen und -töchtern. Ein wenig Erholung war unerlässlich.

Im Finale in Halle am Sonntag fehlte der Publikumsliebling, der Rekordchampion und Identifikationsfigur der Gerry Weber Open ist. Eine Woche nach seinem Aus in Stuttgart gegen den 22-jährigen Dominic Thiem konnte Federer im Halbfinale den Hamburger Alexander Zverev nicht aufhalten. Beim 6:7 (4:7), 7:5, 3:6 gegen den 19-Jährigen haderte er mit sich. Murmelte vor sich hin, schüttelte den Kopf.

„Wenn ich vor drei Wochen gewusst hätte, dass ich in Stuttgart und hier sieben Matches spiele, wäre das ein Traum-Szenario“, bilanzierte der achtmalige Halle-Turniersieger allerdings. Doch Federer war zwiegespalten. Einerseits grübelte der Maestro, ob es nicht sogar besser für seinen Körper sei, ein Match weniger zu spielen und sich stattdessen zu erholen. Andererseits betonte er, dass er den Titel vielleicht so dringend bräuchte wie keinen in Halle zuvor.

Ohne einen einzigen Turniersieg in dieser Saison reist der 88-fache Titelgewinner nun nach Wimbledon. Es ist ein Szenario, das ihm zuletzt als 18-Jähriger widerfuhr. Zudem habe er so wenig gespielt wie noch nie in seiner Karriere, sagte Federer. Lediglich auf die Matchpraxis aus sechs Turnieren kann er aus dem bisher „verkorksten Jahr“ bauen.

Erst riss ihm nach den Australian Open beim Baden seiner Töchter der Meniskus. Dann bremste ihn eine Rückenblessur. Auf die French Open musste der Weltranglisten-Dritte verzichten. Nach mehr als sieben Monaten trat er nun erstmals wieder bei zwei Turnieren in zwei aufeinanderfolgenden Wochen an. „Der Rost ist noch da, der braucht seine Zeit“, erklärte Federer.

Und trotzdem sollten sich die Wimbledon-Favoriten wie der derzeit dominierende Titelverteidiger Novak Djokovic und Olympiasieger Andy Murray vor ihm in Acht nehmen. Schon mehrfach wurde Federer abgeschrieben. Gerade an der Church Road aber ist ihm vieles zuzutrauen. „Er ist der beste Spieler aller Zeiten auf Rasen“, sagte Zverev. Siebenmal hat Federer in Wimbledon triumphiert, 2008, 2014 und 2015 zudem das Endspiel erreicht. „Ich kenne die Gefahr der ersten Runden von Wimbledon“, sagte Federer zwar, beschwichtigte aber auch: „Das Finale ist in drei Wochen.“