Zverev nach Sieg über Idol Federer im Finale von Halle
Halle/Westfalen (dpa) - Nach dem bisher größten Erfolg seiner jungen Karriere und einem Halbfinal-Coup über sein Tennis-Idol Roger Federer blieb Alexander Zverev ganz cool. Kein Ausrasten, kein Freudenschrei.
Aber überglücklich nahm der 19-Jährige nach seinem ersten Final-Einzug im westfälischen Halle am Netz die Glückwünsche seines Vorbilds entgegen. „Ich brauche jetzt nicht auf den Boden zu fallen und mich für fünf Stunden bejubeln zu lassen“, erklärte der junge Hamburger nur wenige Minuten nach seinem 7:6 (7:4), 5:7, 6:3 über Federer. „Natürlich ist der Respekt dabei ein großer Faktor. Es passiert nicht jeden Tag, dass man gegen Roger Federer gewinnt.“
Zverev gelang es im zweiten Duell zum ersten Mal, den 17-maligen Grand-Slam-Sieger zu besiegen. Nach einer starken Leistung greift der Norddeutsche nun am Sonntag (15.00 Uhr) nach seinem ersten Titel auf der ATP-Tour. Überraschend trifft das Toptalent auf den Bayreuther Florian Mayer. Unerwartet klar behauptete sich der 32-Jährige 6:3, 6:4 gegen den Österreicher Dominic Thiem.
Erstmals seit fast fünf Jahren spielt Mayer damit wieder ein Finale. Er machte erst das zweite deutsche Endspiel bei der 24. Auflage perfekt. Gerechnet worden war vor den Vorschlussrunden-Partien eher mit einem Schlussakt zwischen dem Weltranglisten-Siebten Thiem und Federer.
„Das ist Wahnsinn“, erklärte Zverev. „Es ist unglaublich gegen Roger zu gewinnen, vor allem auf Gras.“ Der siebenmalige Wimbledon-Sieger aus der Schweiz tritt als Rekordchampion beim bedeutendsten deutschen Herren-Turnier an. Acht Titel hat der Ausnahmekönner geholt, so viele wie bei keinem anderen Turnier. Seit 2003 stand der Publikumsliebling immer im Finale, wenn er in Halle antrat.
Bis Zverev kam. „Ich spiele gut, aber er ist der beste Spieler aller Zeiten auf Rasen. Also mal schauen“, hatte Zverev zuvor gesagt. Dann spielte er groß auf und meisterte Anfang des entscheidenden Satzes auch eine schwierige Phase, als sich das Match endgültig in Richtung des Favoriten zu wenden schien. Doch am Ende war es der Youngster, der mit dem Break zum 4:2 die Vorentscheidung schaffte.
Mit der Nervenstärke im Tiebreak des ersten Durchgangs hatte der Weltranglisten-38. Zverev die Grundlage für seinen Erfolg gelegt. Anders als Zverev erreichte der Ausnahmekönner aus Basel nicht sein gewohnt druckvolles Spielniveau. „Er hat besser gespielt und verdient gewonnen“, sagte Federer. „Ich war dieses Mal beeindruckt, wie es in Rom noch nicht so der Fall war“, ergänzte er mit Blick auf die erste Begegnung.
Nach einer Knieverletzung und Rückenproblemen mangelt es ihm selbst an Spielpraxis. Im zweiten Durchgang gelang ihm dennoch der Satzausgleich. Der 34-Jährige konnte aber nicht verhindern, dass Zverev nach 2:06 Stunden seinen ersten Matchball verwandelte. „Dass ich mit einem Sieg jetzt hier stehe, das konnte ich mir gestern noch nicht vorstellen“, sagte der Überraschungsfinalist. Vor vier Wochen in Nizza stand Zverev erstmals in einem Endspiel auf der ATP-Tour.