Petkovic glaubt an neuen Tennis-Boom in Deutschland

Offenbach (dpa) - Andrea Petkovic musste ein bisschen lachen. Lange wurde bei ihrer Pressekonferenz in Offenbach nur nach Wimbledonfinalistin Sabine Lisicki gefragt und ob die Berlinerin tatsächlich einen neuen Tennis-Boom in Deutschland auslösen könne.

Als dann endlich eine Frage zu ihr selbst gestellt wurde, konnte sich Petkovic ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich habe mich schon wie die Pressesprecherin von Sabine gefühlt. Ich frage sie mal, ob sie einen Job für mich hat“, meinte die Darmstädterin im Scherz.

Doch natürlich war Petkovic darauf vorbereitet, dass das Interesse in Deutschland derzeit in erster Linie Lisicki gilt. „Ich habe mich total für sie gefreut. Sie hat ein unglaubliches Turnier gespielt“, lobte die 25-Jährige ihre Fed-Cup-Kollegin. „Nach ihrem Erfolg gegen Serena Williams im Achtelfinale hätte ich mein ganzes Geld auf Sabine gesetzt. Ich dachte, sie reitet bis zum Ende auf dieser Welle.“

Auch ohne den ersten deutschen Wimbledonsieg bei den Damen seit 1996 ist Tennis in Deutschland wieder in aller Munde - und Petkovic überzeugt, dass die Euphorie von langer Dauer sein kann. „Ich glaube, wenn wir jetzt alle zusammen in den nächsten sechs Monaten gute Ergebnisse abliefern, dass wir dann eine höhere Aufmerksamkeit generieren und halten können“, sagte die Hessin. „Das wäre natürlich super für unseren Sport, weil ich einfach glaube, dass Tennis in Deutschland nach wie vor ein schlafender Riese ist.“

Vor vier Jahren hatte Petkovic selbst ihren Sport wieder ins Interesse der Öffentlichkeit gebracht. Die Hessin war bis auf Platz neun der Weltrangliste gestürmt, ehe sie immer wieder von Verletzungen gestoppt wurde. Vor allem 2012 war ein Seuchenjahr, Petkovic verbrachte mehr Zeit bei Ärzten und in der Reha als auf dem Tennisplatz.

Anfang 2013 wurde sie erneut von einer Knieverletzung gebremst, seitdem hat sie ihr Training umgestellt. Weniger ist mehr lautet das Motto, an das sich die ehrgeizige und stets aktive Petkovic erst einmal gewöhnen musste. Inzwischen ist die Umstellung gelungen. „Ich habe gelernt, die Zeit, die ich auf dem Court bin, so intensiv zu nutzen, wie noch nie“, erzählte Petkovic. Die neu gewonnene Freizeit nutzt sie vor allem zum Lesen, nebenbei wird auch noch ein bisschen studiert, „damit ich nicht total verblöde.“

Auf dem Court hat Petkovic noch jede Menge vor. „Ich möchte da hin, wo ich schon einmal war und traue mir das auch absolut zu“, meinte die zweifache Turniersiegerin. „Dieses Jahr ist ein Stabilisierungsjahr. Mein nächstes Ziel ist es, wieder in die Top 32 zu kommen, damit ich bei den Grand-Slam-Turnieren gesetzt bin“, sagte die Weltranglisten-62.

Große Hoffnungen setzt Petkovic zudem in den Fed Cup. „Wir spüren, was für ein unglaubliches Team wir haben“, sagte die Rechtshänderin. Die deutsche Mannschaft muss im kommenden Jahr in der ersten Runde in der Slowakei antreten. „Ich denke, wir gehen leicht favorisiert in diese Partie. Sabine wird nach ihren Erfolgen eine Riesenstütze sein. Aber wir haben vier, fünf Mädels, die alle spielen können.“