Petkovic stürmt ins Halbfinale der French Open
Paris (dpa) - In nicht für möglich gehaltener Steffi-Graf-Manier ist Andrea Petkovic in das Halbfinale der French Open gestürmt.
15 Jahre nach dem letzten Triumph der „Gräfin“ in Paris hat Petkovic mit dem phänomenalen 6:2, 6:2 gegen die überforderte Italienerin Sara Errani wieder Hoffnungen auf den ersten deutschen Grand-Slam-Coup im neuen Jahrtausend geweckt. Mit einem Erfolg über die Rumänin Simona Halep am Donnerstag könnte Petkovic den größten Erfolg ihrer Karriere noch ausbauen - und wie Sabine Lisicki vor elf Monaten in Wimbledon ein Grand-Slam-Endspiel erreichen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich hier im Halbfinale bin“, gab Petkovic in Paris zu.
Als eine Rückhand von Errani nach nur 63 Minuten aus dem blauen Abendhimmel seitlich im Aus aufschlug, streckte Petkovic sekundenlang die Arme jubelnd in die Höhe. „Als ich sah, dass er weit oben war, und er war so langsam, da habe ich zu Gott gebetet, dass er ins Aus geht“, schilderte Petkovic ihre Gefühle beim Matchball auf dem Court Philippe Chatrier, wo es nach dem Regen des Tages erst mit drei Stunden Verspätung losgegangen war.
„Ich hätte selbst nicht erwartet, dass ich heute so ein gutes Match spiele“, sagte die 26-Jährige nach dem ersten Einzug in die Vorschlussrunde bei einem der vier wichtigsten Tennisturniere. Auch Erleichterung war dabei, als drei Jahre nach dem Viertelfinal-Aus an gleicher Stelle im insgesamt vierten Anlauf der Vorstoß in eine neue Dimension perfekt war. Die Gratulationen ließen nicht lange auf sich warten. Die vorzeitig ausgeschiedenen Angelique Kerber und Sabine Lisicki meldeten sich sofort via Twitter. „Geil Petko, riesen Glückwunsch“, schrieb Kerber.
„Ihr bestes Tennis in einem so wichtigen Match, das zeigt ihre Qualität. Ich bin sehr stolz auf sie“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. Sie verfolgte in der Box die Tennis-Demonstration und durfte sich außerdem noch über den Einzug von Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld ins Mixed-Finale an diesem Donnerstag freuen. „Hammerhart“, meinte Rittner glücklich. Die drei Fed-Cup-Kolleginnen hatten einen Teil der dreistündigen Wartezeit wegen Regens am Nachmittag gemeinsam überbrückt, Petkovic legte sich dann sogar noch eine Stunde schlafen und war danach etwas relaxter. „Ich war so angespannt. Ich hatte das Gefühl, als hätte jemand alle meine Nerven auf den Boden gespannt“, berichtete sie.
Nach dem 0:2 zum Start, heftigem Wind und letzten Regentropfen ließ sie Errani keine Chance, attackierte die langsamen Aufschläge, wann immer es ging und ließ sich von Fehlern nicht vom Plan abbringen. Im zweiten Satz kam die Sonne heraus und ließ den grün-weiß-orangen Dress von Petkovic leuchten, die vom Drumherum kaum etwas mitbekam: „Ich war richtig im Tunnel. Bei 6:2, 5:2 habe ich mich gefragt: Werde ich fest, Andrea? Nein, nicht heute, nicht jetzt.“ Mit dem zweiten Erfolg über die Paris-Finalistin von 2012 im dritten Vergleich gelang auch die Revanche für die jüngste Niederlage in Madrid.
Groß genießen kann Petkovic das tolle Gefühl angesichts des Halbfinales nicht. Gegen Halep lautet die Bilanz 1:2, im vorigen Jahr ging gegen die 22-Jährige aus Constanta das Finale beim Turnier in Nürnberg verloren. „Es ist vielleicht gar nicht so schlecht, dass ich keine Zeit habe, nachzudenken. Es wird natürlich megaschwer gegen Simona“, sagte Petkovic. Halep meinte zum bislang letzten Match: „Das ist schon ein Jahr her. Vielleicht hat sie sich verbessert, und ich habe mich verbessert. Ich fühle mich gut und bin vorbereitet.“ Die Nummer vier der Welt ließ der früheren Paris-Siegerin Swetlana Kusnezowa aus Russland beim 6:2, 6:2 keine Chance und erreichte ebenfalls ihr erstes Grand-Slam-Halbfinale.
Im Schatten von Petkovic zogen Görges und Grönefeld jeweils mit ihren Partnern in das Mixed-Finale ein. Görges gewann mit dem Serben Nenad Zimonjic 6:2, 6:2 gegen Timea Babos aus Ungarn und Eric Butorac aus den USA. Wenig später siegte Grönefeld mit Jean-Julien Rojer aus den Niederlanden 3:6, 7:6 (7:4), 10:5 gegen die Kasachin Jaroslawa Schwedowa und Bruno Soares aus Brasilien. Der letzte Satz wurde in einem sogenannten Match-Tiebreak entschieden. Grönefeld war 2009 Wimbledonsiegerin im Mixed mit Mark Knowles von den Bahamas.