Petkovic: Zwischen phänomenal und katastrophal
Miami (dpa) - Die Ergebnisse stimmen noch nicht ganz, aber die Formkurve von Andrea Petkovic zeigt nach oben. Trotz des knapp verpassten Achtelfinals beim WTA-Turnier von Miami zog die Darmstädterin eine positive Bilanz ihres ersten Hartplatz-Events nach der Meniskus-Operation.
„Ich glaube, dass ich spielerisch weiter bin als ich es vor meiner Verletzung war“, sagte Petkovic nach ihrer 6:0, 4:6, 6:7 (1:7)-Drittrunden-Niederlage gegen die Kroatin Ajla Tomljanovic. Ganz und gar nicht rund läuft es dagegen für den ebenfalls länger verletzten Philipp Kohlschreiber.
Der Augsburger unterlag in der zweiten Runde dem Belgier David Goffin 6:7 (5:7), 6:4, 2:6. „Spielerisch bin ich noch nicht da, wo ich gerne sein möchte. Ich fühle mich noch nicht so spritzig und locker“, sagte Kohlschreiber, der nach seiner beim Davis Cup Anfang Februar erlittenen Oberschenkelverletzung erst seit einer Woche wieder beschwerdefrei trainieren konnte.
Petkovic verlor trotz eines in nur 28 Minuten gewonnenen ersten Satzes („Da habe ich so gut wie noch nie in meinem Leben gespielt“) noch gegen die Nummer 242 der Welt. Die Gründe waren vielseitig. Zum einen sei sie noch nicht „matchfit“, meinte die 25-Jährige. Bester Beweis: Ihre Bauchmuskulatur ist aufgrund der ungewohnt vielen Aufschläge überreizt und hinderte sie daran, den Ball optimal zu servieren. So unterliefen ihr elf Doppelfehler.
Zum anderen fehlen mentale Fitness und die Erfahrung, ein enges Match für sich zu entscheiden. Hier stehe sie wieder am Anfang, sagt Petkovic. Drei schwere Verletzungen - Rücken, Knöchel, Knie - haben die einstige Nummer neun der Welt auf Position 177 abrutschen lassen. Nach ihrem Comeback, das vor zwei Wochen in Indian Wells in der Qualifikation endete, hat sich Petkovic auf Rang 162 vorgearbeitet. Durch die Siege gegen Bojana Jovanovski und Marion Bartoli wird die Hessin einen weiteren Sprung nach oben machen. „Ich bin auf dem richtigen Weg, muss jetzt einfach geduldig sein“, sagt sie.
Durch die Verletzungen hat in jedem Fall ein Umdenken bei ihr stattgefunden. In ihren Trainingseinheiten sei sie jetzt effektiver. „Ich arbeite nicht mehr daran, eine Maschine zu sein und spiele wie früher tausende Bälle, bis alles sitzt“, betont sie. In der Vergangenheit hat Petkovic Warnsignale ihres Körpers ignoriert - und letztlich den Preis dafür zahlen müssen. Die jetzige Trainingsumstellung bezeichnet sie als „ganz wichtig, wenn ich noch länger spielen, dabei aber nicht meinen Körper zerstören will.“
Dass phänomenal und katastrophal in ihrem Spiel derzeit nah beieinander liegen, akzeptiert sie. Als es gegen Tomljanovic zwischenzeitlich gar nicht lief, fing sie an, mit sich selbst zu reden. „Woher soll die Konstanz kommen, du hast fast anderthalb Jahre nicht gespielt - also entspann' dich.“ Die Niederlage sah Petkovic als hilf- und lehrreich an. „Genau diese Matches brauche ich. Denn diese engen Dreisatz-Partien werden mich schneller vom Mentalen wieder dahin bringen, wo ich mal war.“ Das operierte Knie war nach dem Kraftakt leicht geschwollen. Das sei ganz normal, so Petkovic.
Für sie ist vor allem wichtig, dass sie sich problemlos über den Platz bewegen kann. Nach Ostern spielt Deutschlands ehemalige Nummer eins in Charleston. Es ist ihr Einstieg in die Sandplatz-Saison. „Die ist nicht so anstrengend für den Körper. Da kann ich meine Gelenke etwas schonen“, sagt sie und scherzt: „Ich bin ja schon alt.“