Rittner: „Die haben alle kapiert, worum es geht“
New York (dpa) - Von den Erfolgen der erstarkten deutschen Tennis-Damen profitiert auch Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner. Bei den US Open drängte sich in Angelique Kerber eine weitere Spielerin auf.
Damit hat Rittner möglicherweise bald die Qual der Wahl und steht 19 Jahre nach dem bislang letzten deutschen Gewinn des Fed Cups vor schwierigen Entscheidungen.
Sind Sie überrascht, in welchem Tempo derzeit immer mehr deutsche Damen für lange fehlende Siege sorgen?
Rittner: „Ich habe immer gesagt, dass ich an die Mädels einen starken Glauben habe. Das liegt zum einen daran, dass Sabine Lisicki vor zwei Jahren gezeigt hat, was geht. Andrea Petkovic ist jetzt die Vorreiterin, gibt Vollgas und zeigt, was möglich ist. Die ziehen sich gegenseitig, der Konkurrenzkampf ist da. Die haben alle kapiert, worum es geht. Ich habe das immer für möglich gehalten.“
Andrea Petkovic hat ihren US-Open-Start trotz eines Meniskuseinrisses im Knie sogar gegen den Widerstand ihres Teams durchgezogen. Wie sehen Sie das?
Rittner: „Die Petko ist ehrgeizig. Mein Hauptanliegen ist, dass das Knie hält und alles gut ausgeht, egal wie das Viertelfinale ausgeht.“
Spieler und Spielerinnen anderer Nationen sind auch bei Turnieren oft zusammen. Wie sieht es bei den deutschen Damen aus?
Rittner: „Beim Turnier liegt das an den Mädels. Sie sind einander nah gekommen. Die verstehen sich einfach gut. Es gibt keine, die sich absondert oder außen vor ist. Auch nicht Angelique Kerber oder Sabine. Die Mädels sind zum Team zusammengewachsen. Die Sabine hat zum Beispiel Andrea gefragt, wie das war, gegen (die Weltranglisten-Erste) Caroline Wozniacki zu spielen. So ein grundsätzlicher Zusammenhalt ist da. Was uns noch fehlt, ist ein großer Teamerfolg.“
Kann man angesichts der plötzlich großen Auswahl von einem Luxusproblem sprechen?
Rittner: „Das Luxusproblem habe ich gern, ich hatte vor paar Jahren ein ganz anderes Problem. Das ist Teil meines Jobs, den würde ich gern abgeben. Aber eine Entscheidung ist nie gegen jemand, sondern immer für jemand.“
Angelique Kerber war zuletzt nicht dabei und hatte sogar ein Gespräch wegen eines Fed-Cup-Starts für Polen. Was war los?
Rittner: „Angelique hatte das - glaube ich - persönlich genommen, was es nicht war. Ich habe immer sehr offen mit der Angie darüber geredet. Ich weiß, dass sie viel mit den Polinnen zusammen ist. Ich habe ihr gesagt: Du musst eine Herzensentscheidung treffen. Sie hat mir von Anfang an signalisiert, ich fühle mich in Deutschland zu Hause. Ihre Zeit wird auch im Fed Cup kommen, wenn sie so weitermachen sollte.“
Sie ist 23 und schon einige Jahre dabei, legt aber erst jetzt verstärkten Wert auf Fitness und konsequentes Training. Warum hat das doch einige Jahre gedauert?
Rittner: „Es ist immer eine Entwicklung. Sie hat immer wieder Highlights gehabt und wird jetzt wieder unter den ersten 50 stehen. Das gilt es zu bestätigen. Manchmal ist es einfach eine Frage der Reife und Erfahrung. Ich weiß, dass die Angie immer noch mehr will.“
Anna-Lena Grönefeld hatte trotz immer schwächerer Einzelleistungen als exzellente Doppelspielerin und wegen ihrer menschlichen Qualitäten ihren festen Platz im Team. Und nun?
Rittner: „Tatsache ist, dass die Anna immer noch sehr erfolgreich Doppel spielt. Die Anna weiß, dass sie Gas geben muss, wenn sie in so einem Team eine Rolle spielen will. Bei allem menschlich Passen geht es um das Spielerische. Man muss abwarten, ob sie sich noch mal fängt. Was im nächsten Februar beim Spiel gegen Tschechien ist, kann ich noch nicht sagen.“