Roland Garros platzt aus allen Nähten - Ausbau 2016

Paris (dpa) - Wer zu den French Open nach Paris kommt, der muss vor allem zwei Dinge mitbringen: Zeit und Geduld. Denn wenn sich in Roland Garros die besten Tennisspieler der Welt treffen, platzt die traditionsreiche Anlage im Bois de Boulogne stets aus allen Nähten.

Selbst die Profis sind vor den Folgen des Menschenauflaufes nicht gefeit. Als Tommy Haas in der französischen Hauptstadt nach langer Verletzungspause sein Comeback gab, kam der 33-Jährige in der vergangenen Woche zu seinem Erstrundenmatch gegen den Türken Marsel Ilhan erst einmal zu spät. „Der Weg zu Court 17 hat länger gedauert als gedacht“, entschuldigte sich Haas für die Verzögerung.

Auf den engen Gassen zwischen dem Court Philippe Chatrier und dem Court Suzanne Lenglen geht es für Spieler, Fans und Offizielle in den Stoßzeiten nur im Schritttempo voran. Der zentrale Place des Mousquetaires, wo die Zuschauer die Partien auf einer Großleinwand verfolgen können, ist längst zu übersichtlich geworden für die tennishungrigen Besucher aus aller Welt.

„Die Anlage ist viel zu klein für die vielen Menschen“, klagte Roger Federer. Für den Schweizer Weltranglisten-Dritten wird wie für Branchenprimus Rafael Nadal oder Serien-Sieger Novak Djokovic jeder Gang zum Training zu einer kleinen Abenteuerreise.

Besserung für das kleinste der vier Grand-Slam-Turniere, das jährlich rund 460 000 Besucher anlockt, ist erst 2016 in Sicht. Nach langen Diskussionen wurde Anfang des Jahres beschlossen, die Anlage radikal zu erneuern und im Rahmen der Möglichkeiten zu vergrößern.

Ein Komplettumzug des Turniers war zum einen an den Traditionalisten unter Frankreichs Tennis-Verantwortlichen, zum anderen wegen der gefloppten Olympiabewerbung der Stadt für die Sommerspiele 2016 gescheitert. Die millionenschweren Neubau-Pläne für Versailles, Marne-la-Vallée (in der Nähe von Disneyland) und Gonesse (in Nachbarschaft des Flughafens Charles de Gaulle) landeten wieder in der Schublade.

Nun soll also der begrenzte Spielraum des bestehenden Standortes zwischen Wohnhäusern, Parks und der angrenzenden Autobahn genutzt werden, um die Nöte in den Griff zu bekommen. Nach Angaben der Organisatoren wird die Gesamtfläche des 1928 gebauten Areals um 60 Prozent vergrößert. Geplant sind zwei neue Stadien für 5000 und 2000 Zuschauer sowie einige ausgelagerte Plätze, die nicht unmittelbar mit der Hauptanlage verbunden sind.

Dafür wird die „Stierkampf-Arena“ abgerissen. Auch Flutlichtspiele auf dem Court Philippe Chatrier, der in fünf Jahren über ein verschließbares Dach verfügen soll, sind geplant.

„Wir wollen nicht unbedingt mehr Leute nach Roland Garros locken; die Leute, die hier sind, sollen sich vielmehr wohler fühlen“, erklärte Turnierdirektor Gilbert Ysern. Bedenken von Umweltschützern, der benachbarte botanische Garten würde durch den 275 Millionen Euro teuren Umbau in Mitleidenschaft gezogen, zerstreute der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoe. „Wir werden nicht eine Pflanze oder Blume zerstören.“

Ob diese Maßnahmen die Probleme von Roland Garros aber tatsächlich lösen, bleibt abzuwarten. In den kommenden fünf Jahren werden sich Federer und Co. erst einmal weiterhin auf der Allée Suzanne Lenglen mit ihren Fans auf den Füßen stehen. Doch irgendwie macht das ja auch den Charme der größten Sandburg der Welt aus.