Scharapowa vs Williams: Psycho-Spielchen in Wimbledon
London (dpa) - Wenn Serena Williams am Dienstag erstmals den Heiligen Rasen von Wimbledon betritt, will sie die unschönen Debatten der vergangenen Tage endgültig vergessen machen.
Denn vor Beginn des traditionsreichen Turniers im eleganten All England Lawn Tennis Club war in diesem Jahr nicht etwa Großbritanniens Hoffnungsträger Andy Murray das alles beherrschende Thema. Die Schlagzeilen bestimmte der Zickenzoff und die öffentlich gewordene Privatfehde zwischen Titelverteidigerin Serena Williams aus den USA und ihrer russischen Kontrahentin Maria Scharapowa.
Der seriöse „Independent“ schrieb zum Auftakt des dritten Grand-Slam-Turniers des Jahres von einer „Seifenoper“ und einem „Krieg der Worte“ zwischen den beiden eigenwilligen Tennis-Diven. Und dieser dürfte auch noch nach dem Erstrunden-Match der Weltranglisten-Dritten Scharapowa gegen die Französin Kristina Mladenovic und der Premieren-Aufgabe für Serena Williams gegen Mandy Minella aus Luxemburg seine Fortsetzung finden.
Gut möglich, dass es sich bei Scharapowas ungewöhnlich scharfer Reaktion auf abfällige Aussagen von Williams im „Rolling Stone“ über das Privatleben der Russin um Psycho-Spielchen handelt, um die jüngere der beiden Williams-Schwestern angreifbar zu machen.
Sportlich lief es nämlich zuletzt alles andere als gut für Scharapowa im Vergleich mit ihrer Rivalin. Von 16 Partien gegen die jüngere der Williams-Schwestern hat die Russin nur zwei gewonnen, der letzte Sieg gelang ihr 2004 in Los Angeles. Im Finale der French Open verlor sie zuletzt glatt in zwei Sätzen, während Williams ihre Erfolgsserie fortsetzte und das 31. Match in Serie gewann.
Und so war vor allem die in die Defensive geratene Amerikanerin unmittelbar vor dem Eröffnungstag der All England Championships um eine Deeskalation der Lage bemüht, berichtete von einer Entschuldigung und startete eine wahre Charme-Offensive.
Auslöser der ganzen unfeinen Debatte war ein Artikel des US-Magazins „Rolling Stone“. Darin beschreibt der Reporter ein Telefonat zwischen Williams und ihrer Schwester Venus, in dem es offenbar um Scharapowa ging: Sie sei langweilig und werde immer noch nicht zu den coolen Partys eingeladen, soll Williams gesagt haben. Außerdem soll eine abfällige Bemerkung über Scharapowas Freund Georgi Dimitrow gefallen sein. Der bulgarische Tennisspieler wiederum hatte früher angeblich auch eine Liaison mit Williams.
Daraufhin setzte Scharapowa - entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit - in der Pressekonferenz vor Turnierbeginn zum Gegenangriff an. „Sie sollte sich auf den Sport konzentrieren. Wenn sie unbedingt über persönliche Dinge reden möchte, dann vielleicht über die Beziehung zu ihrem Freund, der ein verheirateter Mann war, jetzt in Scheidung lebt und Kinder hat“, konterte Scharapowa in Anspielung auf eine nicht bestätigte Beziehung von Serena Williams mit deren französischem Trainer Patrick Mouratoglou.
Williams wurde von Scharapowas öffentlicher Reaktion offenbar ein wenig überrascht, da sie sich bereits am Donnerstag nach eigener Aussage persönlich bei der Russin für die veröffentlichten Aussagen entschuldigt habe. „Ob mich ihre Reaktion gestört hat oder nicht, werde ich nicht kommentieren. Ich werde mich in den nächsten zwei Wochen nur auf Tennis konzentrieren“, sagte Williams. Eine gute Idee.