Scharapowa zittert sich zum zweiten French-Open-Sieg
Paris (dpa) - Maria Scharapowa sank auf die Knie, ballte die Fäuste und schrie die Freude heraus. Nach dem längsten French-Open-Finale seit 1996 ist die Russin wieder die Tennis-Regentin an der Seine.
Zwei Jahre nach ihrem ersten Erfolg in Paris wehrte die ehemalige Weltranglisten-Erste am Samstag den Angriff von Aufsteigerin Simona Halep mit dem schwer erkämpften 6:4, 7:6 (7:5), 6:4 allerdings nur knapp ab. „Das war das härteste Grand-Slam-Finale, das ich je gespielt habe. Respekt vor Simona, sie hat unglaublich gespielt“, sagte die erleichterte Scharapowa. Nach dem Matchball und dem ersten Jubel stürmte sie auf die Tribüne und herzte ihren Betreuerstab.
Scharapowa entschädigte sich mit ihrem Erfolg über die 22-jährige Rumänin am Samstag für ihre letztjährige Endspiel-Niederlage gegen die Amerikanerin Serena Williams. „Ich hätte vor sieben, acht Jahren nie gedacht, dass ich Roland Garros zweimal gewinne. Das ist der emotionalste Sieg für mich, ich bin immer noch ein bisschen sprachlos“, sagte sie auch zwei Stunden nach dem Match noch und herzte die Coupe Suzanne-Lenglen.
Erst nach 3:02 Stunden Spielzeit durfte die 27-Jährige ihren fünften Grand-Slam-Titel bejubeln und bekam dafür eine Siegprämie von 1,65 Millionen Euro. Noch zwei Minuten länger brauchte Steffi Graf 1996 für den Erfolg über Arantxa Sanchez Vicario. Halep erhielt nach in ihrem ersten Grand-Slam-Finale die Hälfte.
Die Bezwingerin von Andrea Petkovic verpasste den ersten rumänischen Triumph in Paris seit 1978 und saß zunächst erschöpft und enttäuscht auf ihrem Stuhl und versteckte ihren Kopf unter einem Handtuch. „Ich habe für ein paar Minuten geweint“, gestand Halep. „Dann habe ich gelächelt und mir gesagt, das war mein erstes Grand-Slam-Finale, ich muss fröhlich sein, ich habe auf dem Platz alles getan.“ Die Zuschauer feierten sie mit Sprechchören. „Dieses Finale wird mein Leben lang ein ganz besonderes bleiben“, meinte Halep.
36 Jahre nach dem Erfolg der Rumänin Virginia Ruzici war ihr auf dem Court Philippe Chatrier keine Nervosität anzumerken. Mehr Fehler machte anfangs Scharapowa, die zuletzt dreimal nach einem Satzrückstand noch gewonnen hatte. Das Finale entwickelte sich bei schwüler Wärme zu einer engen Auseinandersetzung mit vielen umkämpften, sehenswerten Ballwechseln.
Der rund zehnköpfige Anhang von Halep war auf der Tribüne an seinen roten T-Shirts zu erkennen. Zufall oder nicht: Auch der rumänische Tennis-Impresario Ion Tiriac verfolgte von seinem Stammplatz in der erste Reihe in einem roten Polohemd die Bemühungen seiner Landsfrau. Halep konnte ab Mitte des ersten Satzes häufig nur noch reagieren. Scharapowa machte aus dem 0:2 ein 5:2 und holte den Satz.
In ihrem neunten Grand-Slam-Finale führte die Wahl-Amerikanerin im zweiten Durchgang schnell 2:0 und vergab zwei Breakbälle zum 5:3. Halep verlor nach dem 5:4 und 6:5 jeweils ihren Aufschlag und musste in den Tiebreak. Dort verspielte Scharapowa eine 5:3-Führung - damit gab es erstmals seit 2001 wieder einen dritten Satz in einem Damen-Finale der French Open.
Scharapowa verwandelte im entscheidenden Satz ein 1:2 in einen 4:2-Vorsprung, hatte Haleps Widerstand aber immer noch nicht gebrochen und kassierte nach einem Doppelfehler den Ausgleich. Nach gut drei Stunden verwandelte sie schließlich ihren ersten Matchball, gewann auch den vierten Vergleich gegen die Final-Debütantin und erhielt von Tennis-Idol Chris Evert die Siegertrophäe.