Stich kandidiert nicht für DTB-Spitze

Berlin (dpa) - Nach einer skurrilen Hängepartie will Michael Stich nun doch nicht Chef des Deutschen Tennis Bundes werden - zumindest vorerst.

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Der Ex-Profi verkündete, bei der Mitgliederversammlung am Sonntag nicht zur Wahl des DTB-Präsidenten anzutreten. Er sei zu dem Schluss gekommen, bis zur Abstimmung kein komplettes Präsidium mehr zusammenstellen zu können, teilte er mit. Dabei hatte der Wimbledonsieger von 1991 in den vergangenen Tagen noch mit einer Kampfkandidatur gegen Ulrich Klaus kokettiert. Dieser wird nun in Berlin ohne Gegenkandidat als DTB-Präsident gewählt werden - muss sich aber bereits jetzt auf weitere Debatten mit Stich einstellen.

Der Verzicht des Ex-Profis jetzt bedeutet nämlich mitnichten, dass er sich künftig aus Verbandssachen raushalten will - im Gegenteil: Stich will seine Visionen für das deutsche Tennis erneut den Mitgliedern im DTB präsentieren und bastelt sogar schon an einem Schattenkabinett, mit dem er offensichtlich irgendwann doch noch Präsident werden will.

Diesen Wunsch verhehlte der 46 Jahre alte Elmshorner in der ausführlichen Erklärung seines Managements nicht. Er halte „grundsätzlich weiter an dem Gedanken fest, zu einem späteren Zeitpunkt für das Amt des Präsidenten des Deutschen Tennis Bundes zu kandidieren“, hieß es dort in deutlichen Worten.

Möglicherweise soll das früher der Fall sein, als Klaus lieb sein dürfte. Mit einem Team um die frühere Weltklassespielerin Anke Huber und DTB-Vizepräsidentin Eva-Maria Schneider will Stich „die nächsten 4-6 Monate dafür nutzen, uns intensiv mit den wichtigen Themen zu beschäftigen und hoffen, dann in der Lage zu sein, den Mitgliedern unsere Ausarbeitungen vorzustellen“, hieß es in der Mitteilung.

Er habe zuletzt viel Zustimmung erfahren, sagte Stich. Tatsächlich hatten sich namhafte Personen im deutschen Tennis wie Bundestrainerin Barbara Rittner oder Tommy Haas für ihn ausgesprochen. Unvorbereitet habe er sich aber nicht der Aufgabe stellen wollen, behauptete Stich: „Ein „Schnellschuss“ wäre nach meiner Auffassung kein professionelles Vorgehen - schließlich ist das DTB-Präsidium kein Versuchslabor.“

Derweil wird Klaus am Sonntag vermutlich als DTB-Boss gewählt. Für ihn hatte sich schon vor Monaten der Bundesausschuss als Vertreter der 18 Landesverbände ausgesprochen. Ein Problem aber bleibt: Klaus geht mit einem Präsidium ins Rennen, in dem der bayerische Landeschef Helmut Schmidbauer und Dirk Hordorff vom hessischen Verband als Vize-Chefs vorgesehen sind. Derzeit ist es Landeschefs aber untersagt, auch einen Posten im DTB-Präsidium zu haben. Die dafür notwendige Satzungsänderung wurde zuletzt abgelehnt. Ein mögliches Übergangspräsidium dürfte genau sechs Monate im Amt bleiben - und dann könnte Stich mit seinem Konzept erneut vorstellig werden.