Stuttgarter Dämpfer als Preis für Fed-Cup-Finale

Stuttgart (dpa) - Turnierchefin Anke Huber konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. „Natürlich ist es blöd, aber es war zu befürchten“, sagte die Sportliche Leiterin des Porsche Tennis Grand Prix.

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Zum ersten Mal seit vier Jahren hat es keine deutsche Spielerin beim prestigeträchtigen Stuttgarter Turnier in das Viertelfinale geschafft. Als letzte eines Sextetts schied Angelique Kerber aus, wie auch Julia Görges und Andrea Petkovic erschöpft und ausgelaugt von der strapaziösen Fed-Cup-Reise nach Australien und dem 24-Stunden-Flug zurück.

„Wir haben ja damit gerechnet, dass es passieren kann. Das war schon eine heftige Belastung, das Energielevel war einfach so weit unten“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner und betonte: „Jedes andere Turnier außer den Grand Slams oder Stuttgart hätten sie nicht gespielt. Sie wollten unbedingt.“ So leidet nun ausgerechnet das bedeutendste Damen-Turnier auf heimischem Boden am Finalwochenende unter dem größten Erfolg der deutschen Frauen im Fed Cup seit 1992.

„Wenn keine Deutsche im Viertelfinale ist, überleben wir das auch. Es ist kein Beinbruch für das Turnier“, sagte die frühere Weltklassespielerin und Fed-Cup-Siegerin Huber, ergänzte aber nach kurzer Pause: „Wenn eine weitergekommen wäre, wäre es besser. Damit müssen wir jetzt leben.“

Zusammen mit Turnierdirektor Markus Günthardt und der Unterstützung des finanzkräftigen Titelsponsors hat die 39-Jährige aus dem Sandplatz-Event neben dem Cannstatter Wasen das seit Jahren bei den Spielerinnen beliebteste Turnier auf der WTA-Tour geformt.

Doch wie auch in Nürnberg (Damen) oder München, Düsseldorf, Hamburg, Halle/Westfalen und Stuttgart (Herren) hängen Erfolg oder Misserfolg einer Veranstaltung ganz eng mit den Erfolgen der nationalen Protagonisten zusammen. Ob öffentliche Wahrnehmung, Medienpräsenz, TV-Interesse oder Ticketverkauf an den Tageskassen - für das Turnier in der Schwabenmetropole erwies sich der Donnerstag als Stimmungsdämpfer. Julia Görges, attraktive Gewinnerin von 2011, verpasste gegen Ana Ivanovic eine weitere Überraschung. Kerber unterlag der spanischen Dauerläuferin Carla Suárez Navarro.

Auf die Frage, ob ihr vor dem Match ihre Rolle als letzte deutsche Hoffnungsträgerin bewusst war, antwortete die 26 Jahre alte Kielerin: „Jetzt im Nachhinein weiß ich das und habe das auch so realisiert. Natürlich ist das schade auch fürs Turnier, für uns alle, für die Fans, dass jetzt gar keine deutsche Spielerin mehr da ist.“

Dabei hatte Turnierdirektor Günthardt am Ostermontag noch prophezeit: „Ich halte es durchaus für realistisch, dass unsere Zuschauer nach dem Finale eine deutsche Siegerin feiern können. Der Einzug ins Fed-Cup-Finale setzt bei den deutschen Spielerinnen sicherlich zusätzliche Kräfte frei.“ Der Schweizer sollte sich täuschen: Der 3:1-Erfolg im Halbfinale in Brisbane raubte (zu) viel Kraft.

„Der Finaleinzug im Fed Cup überstrahlt trotz allem die traurige Woche von Stuttgart“, sagte Rittner. In der sportlichen Misere fand sie immerhin einen Mini-Trost: An ihrem 41. Geburtstag am Freitag hatte die Teamchefin ein bisschen mehr Ruhe als sonst.