Totgesagte leben länger: WM-Sieg als Lebenselixier
Düsseldorf (dpa) - Totgesagte leben länger! Der WM-Sieg der deutschen Tennis-Mannschaft soll zum Lebenselixier für den World Team Cup und einer in der Publikumsgunst hierzulande gesunkenen Sportart werden.
„Dieser Titel ist etwas ganz Besonderes für uns. In diesem Team macht es einfach riesigen Spaß“, sagte Philipp Kohlschreiber. Im Doppel sorgte er zusammen mit Philipp Petzschner im Finale von Düsseldorf gegen Titelverteidiger Argentinien für das 2:1 und den fünften Sieg nach 1989, 1994, 1998 und 2005. Kein anderes Land gewann im Rochusclub häufiger.
„Es ist immer schön, etwas in Deutschland vor heimischem Publikum zu gewinnen. Wir hoffen, dass wir diesen Schub mit in den Davis Cup nehmen können“, meinte Petzschner. Zusammen mit Kohlschreiber und Florian Mayer will er vom 8. bis 10. Juli in Stuttgart gegen Frankreich das Halbfinale erreichen. In der kommenden Woche sind aber erst die French Open die nächste Bewährungsprobe. „Es war eine super Vorbereitung auf Paris. Dadurch, dass wir ins Finale eingezogen sind, ist es etwas aufreibender gewesen. Wir sind aber hier her gekommen, um zu gewinnen“, sagte Kohlschreiber, der an der Seine zunächst auf Sam Querrey (USA) trifft.
Der 27-jährige Augsburger verlor im Endspiel das Einzel gegen Juan Ignacio Chela mit 4:6, 6:7 (4:7), steigerte sich aber an der Seite von Petzschner. Das Duo gewann gegen Chela/Maximo Gonzalez mit 6:3, 7:6 (7:5). Das erste Einzel hatte Florian Mayer gegen Juan Monaco 7:6 (7:4), 6:0 für sich entschieden. Dabei hatte er doppelten Grund zur Freude, weil er durch die drei Einzel-Erfolge in Düsseldorf in die Top 20 der Weltrangliste aufstieg. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, unbeschreiblich schön“, freute sich Mayer, der schon 2005 beim letzten deutschen WM-Triumph dabei war. In Paris wird der Russe Igor Kunizyn sein nächster Gegner sein.
„Ich hoffe für die Jungs, dass sie das Wir-Gefühl und Selbstvertrauen mit nach Paris nehmen“, sagte der deutsche Teamkapitän Patrick Kühnen. Er sieht das deutsche Tennis nicht nur wegen des ersten WM-Erfolges seit sechs Jahren wieder im Aufwind. „Tennis findet schon länger in Deutschland wieder mit guten Resultaten und Erfolgen statt“, sagte Kühnen, der sich zugleich für den Erhalt der Mannschafts-WM am Rhein stark machte. „Ich hoffe, das Turnier wird viele Jahre so weiterlaufen. Für das deutsche Team ist es etwas Besonderes. Wir fühlen uns hier Zuhause.“
Ob Kühnen und Co. noch oft in ihr „Wohnzimmer“ im Düsseldorfer Rochusclub zurückkehren können, wird sich erst in den kommenden Monaten entscheiden. Gespräche mit dem Titelsponsor und der Spielergewerkschaft ATP stehen noch aus. „Wir sind mit der ATP auf einen guten Weg, stehen 2012 im Turnierkalender und sind 2013 darin geplant. Die Hürde war 2007 höher“, sagte Turnierdirektor Dietloff von Arnim. „Der deutsche Sieg ist eine gute PR für uns.“ Die WM war aus finanziellen Gründen am 13. Dezember 2010 zunächst abgesagt worden, weil es eine Deckungslücke von rund 1,3 Millionen Euro gab.