US Open: Williams holt fünften Titel in New York
New York (dpa) - Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton zählte zu den ersten Gratulanten. Nachdem Serena Williams die Silbertrophäe in den Himmel über New York gestreckt und mit nun fünf US-Open-Titeln mit Steffi Graf gleichgezogen hatte, eilte er hinab in die Katakomben des Arthur-Ashe-Stadiums.
Der einst mächtigste Mann der Welt und die aktuell dominanteste Figur im Damen-Tennis plauderten eine Weile miteinander, Williams hielt ihren kleinen Yorkshire-Terrier Chip dabei genauso zärtlich im Arm wie zuvor den glänzenden Henkelpott.
Als die neue und alte Königin von Queens dann um kurz vor 22 Uhr Ortszeit auf dem Podest des Presseraums Platz nahm, durfte sie natürlich ausführlich über das Treffen mit dem Ex-Präsidenten berichten. Vor allem aber musste sich Serena Williams den unausweichlichen Fragen nach Chris Evert, Martina Navratilova und Steffi Graf erwehren.
Im Alter von fast 32 Jahren fügte die Nummer eins der Welt durch ein 7:5, 6:7 (6:8), 6:1 gegen die Weißrussin Victoria Asarenka ihrer Grand-Slam-Sammlung Titel Nummer 17 hinzu. Je fünfmal hat Williams jetzt in New York, Wimbledon und bei den Australian Open triumphiert, zweimal auf Sand in Paris. Als erste Tennisspielerin hat sie mehr als 50 Millionen Dollar an Preisgeld verdient.
Und nur ein weiterer Sieg bei einer der vier wichtigsten Veranstaltungen fehlt noch, um mit den Legenden Chris Evert und Martina Navratilova gleichzuziehen. „Ich weiß nicht, was noch passieren kann. Ich spiele einfach weiter und gebe mein Bestes“, sagte Williams auf die Frage, was sie darüber denke, dass auch Steffi Grafs 22 Major-Titel nicht mehr allzuweit entfernt seien.
Die Bestmarke von Roger Federer hat sie eingestellt, die 18er-Hürde von Evert und Navratilova wird Williams - so sie gesund und verletzungsfrei bleibt - schon bald überspringen.
Daran zweifelt nach diesen zwei Spätsommerwochen im New Yorker Stadtteil Queens niemand. Selbst als Williams im Finale gegen die Nummer zwei der Welt mit dem böigen Wind und den eigenen Nerven zu kämpfen hatte, drehte sie im entscheidenden Moment auf, gestattete ihrer Gegnerin im dritten Satz nur noch ein Spiel und befeuerte wieder die Debatte, ob sie die Größte der Tennis-Geschichte ist.
„Noch bin ich da nicht. Noch sind sie von den Zahlen her größer als ich“, sagte Williams über die US-Ikonen Evert und Navratilova. Ruhig und fast schon besonnen saß die 31-Jährige im Interviewraum Nummer eins. Die pinkfarbene Handtasche hing über der Stuhllehne, die Haare hatte sie mit einem schmalen Stirnband gebändigt und sich für ein fast schon Serena-Williams-untypisches klassisch-sportliches Langarmshirt in einem kräftigen Rot-Ton entschieden.
Alles andere als ruhig und besonnen war es zuvor auf dem blauen Betonboden in der größten Tennis-Arena der Welt zugegangen. Nachdem Asarenka den zweiten Matchball ins Aus geschlagen hatte, hüpfte ihre Besiegerin wie ein wild gewordenes Känguru auf und ab und hockte dabei die Beine an, als wolle sie noch eine Runde Seilspringen. „Gut gemacht, Mädchen“ schrieb der twitterfreudige Boris Becker. Dann streckte Williams unter dem Jubel der mehr als 22 000 Zuschauer den linken Zeigefinger in die Luft und stieß ein langgezogenes „Yes“ aus - 14 Jahre nach ihrem ersten US-Open-Titel im Jahr 1999.
„Das war großartig, mit 17 hier zu gewinnen“, sagte Williams. „Aber auch jetzt, wenn man älter ist, ist es immer ein tolles Gefühl und eine Ehre, weil ich ja nicht weiß, ob ich jemals wieder ein Grand-Slam-Turnier gewinnen werde. Aber ich hoffe es natürlich.“