Viertelfinal-Aus für DTB - Frankreich „Weltklasse“

Stuttgart (dpa) - Das deutsche Davis-Cup-Team ist für die absolute Weltspitze nicht gut genug. Das Aus im Viertelfinale gegen Frankreich stand bereits nach dem Doppel fest, am dritten Tag sicherte Philipp Petzschner aus Bayreuth der deutschen Auswahl in Stuttgart dann immerhin einen Ehrenpunkt.

Im bedeutungslosen Einzel gegen Michael Llodra siegte der 27-Jährige 6:3, 6:4. Philipp Kohlschreiber verlor im letzten Duell gegen Wimbledon-Halbfinalist Jo-Wilfried Tsonga 6:7 (3:7), 6:7 (5:7). Damit feierte Frankreich einen 4:1-Gesamtsieg. Petzschner zeigte sich am Wochenende aber nicht nur über das Ausscheiden enttäuscht. Er war auch sauer über die kritischen Worte von Nicolas Kiefer.

Der ehemalige Weltranglisten-Vierte wurde am Samstag ein halbes Jahr nach seinem Karriereende offiziell vom Deutschen Tennis Bund (DTB) verabschiedet und erklärte dabei, dem Herren-Tennis fehle es hierzulande derzeit „an Typen. Das ist zu blass“. Das sei der Grund für die geringe Unterstützung auf dem nur halbvollen Stuttgarter Weissenhof. „Da könnte ich ausflippen“, sagte Petzschner in Richtung Kiefer, denn er sieht sich als „Typ“. Die Strafen des internationalen Tennisverbands (ITF) seien aber so hoch, dass er sich unbequeme Auftritte und Bemerkungen lieber spare als zu zahlen.

Man könnte aber auch sagen: Wären Petzschner und Co. auf dem Niveau ihrer französischen Gegner, könnten sie sich die Geldstrafen auch leisten. Sie sind es aber nicht, auch wenn das DTB-Team im Mai den World Team Cup in Düsseldorf gewann und nun ebenso in Stuttgart hochklassigen Sport bot. Doch Frankreich gehöre seit vielen Jahren zu den „Top-Tennisnationen“, sagte der deutsche Team-Kapitän Patrik Kühnen. Seine Auswahl stehe in der Davis-Cup-Rangliste aber nur auf Rang acht. „Und ich denke, diese Position passt gut.“ Es gebe gegen solche Teams eben nur wenige Chancen, die man nutzen müsse. „Das ist uns in den entscheidenden Phasen nicht geglückt.“

Wie im entscheidenden Doppel. Das verlor Petzschner an der Seite von Christopher Kas (Trostberg) 6:7 (4:7), 4:6, 4:6 gegen Michael Llodra/Jo-Wilfried Tsonga. Der Sieg brachte die Franzosen auf der Sandplatz-Anlage uneinholbar mit 3:0 in Führung und ließ den deutschen Traum vom ersten Halbfinale seit 2007 platzen.

Schon am Freitag hatte die deutsche Nummer 1 Florian Mayer im ersten Einzel gegen Richard Gasquet in einem Fünfsatz-Krimi den Kürzeren gezogen. Der Sieger des Rasen-Turniers von Halle, Philipp Kohlschreiber (Augsburg), war gegen den französischen Weltranglisten-Siebten Gael Monfils trotz ebenso großen Kampfes ohne Chance. Daher sind die letzten beiden Einzel am (heutigen) Sonntag ohne Bedeutung. Die DTB-Auswahl war einem Team unterlegen, dem Petzschner „Weltklasse“ bescheinigte. So hofft der Vorjahresfinalist Frankreich weiter auf den zehnten Davis-Cup-Titel. Seit 1938 haben die Franzosen nicht mehr gegen Deutschland verloren.

Für die Deutschen war es nach den Einzel-Pleiten von Wimbledon und vor dem sich in Stuttgart direkt anschließenden ATP-Turnier ein weiterer kleiner, wenn auch erwarteter Rückschlag. „Es liegt nun an uns, uns weiterzuentwickeln. Wir sind keine Weltklasse-Nation, aber wir haben gute Spieler“, erklärte der Weltranglisten-77. Petzschner. „Vielleicht können wir solchen Teams in ein, zwei oder drei Jahren Paroli bieten.“ Sie alle müssten sich auf den Turnieren verbessern, um auch im Davis Cup ganz nach oben zu kommen.

Auf einem sehr hohen Niveau spielt Frankreichs Auswahl um Monfils. Tsonga trauen Experten den baldigen Sprung in die absolute Weltspitze zu. Zudem wurden „Les Bleus“ von mehreren hundert mitgereisten Fans aus der Heimat prächtig unterstützt. Die blaue Wand auf den Rängen feierte ihre Spieler nach jedem Punkt. Team-Kapitän Guy Forget war derweil „überrascht, dass in Stuttgart alle Plakate an den Straßen den MercedesCup ankündigten“, nicht aber den Davis Cup.