Bewährungsjahr Wie Kerber sich 2017 als Nummer eins halten will
Singapur (dpa) - Auf der Dachterrasse eines luxuriösen Hotels ließ Angelique Kerber ihre Woche beim Saisonfinale in Singapur nach dem verlorenen Endspiel gegen das slowakische Energiebündel Dominika Cibulkova ausklingen.
„Mitte, Ende November“ werde sie nach ihrem Urlaub ins Training einsteigen, verkündete die Norddeutsche. Am 18. Dezember könnte sie als Sportlerin des Jahres ausgezeichnet werden, der nächste Turnierstart ist in Brisbane vom 2. Januar an geplant. Die zweifache Grand-Slam-Siegerin hat sich einiges vorgenommen und glaubt, ihre Erfolge aus 2016 auch 2017 wiederholen zu können.
Tennis-Ikone Martina Navratilova setzte allerdings spontan zu einer Analyse von Kerbers Schwächen an. Auf die Frage, was die Nummer eins trotz ihres imposanten Jahres verbessern könne, fiel dem früheren Tennis-Star einiges ein. „Sie darf nicht eine Sekunde nachlassen. Sie muss weiter an sich arbeiten“, sagte auch der frühere Tennis-Star Chris Evert bei den WTA Finals in Singapur, wo Kerber im Endspiel die Krönung ihrer Saison verpasste. Beide werden interessiert beobachten, wie sich die Kielerin entwickelt und ob sie sich 2017 als Weltranglisten-Erste behauptet.
DER SPIELSTIL: Kerber agiert vor allem von der Grundlinie und rackert oft lange für einen Punkt. Das kostet Kraft. Deswegen will die 28-Jährige mit Trainer Torben Beltz daran arbeiten, effizienter zu spielen. „Es wäre natürlich gut, wenn ich nach Möglichkeit die Ballwechsel kürzer halten könnte“, sagte sie. Navratilova riet, noch aggressiver zu spielen und die Punkte häufiger mit Volleys am Netz zu beenden. Der Aufschlag hat sich verbessert, bietet aber Potenzial. „Es ist ein nettes Problem, wenn du die Nummer eins bist, und dich trotzdem verbessern kannst“, sagte die 60-jährige Navratilova.
DER TURNIERPLAN: Auf 81 Matches kommt die US-Open-Gewinnerin in diesem Jahr - so viele wie keine ihrer Konkurrentinnen. 2017 will die Linkshänderin weniger Turniere bestreiten und sich auf die Saisonhöhepunkte konzentrieren. Gerade bei den Grand Slams in Melbourne, Wimbledon und New York wird sie gefordert sein, viele Punkte zu verteidigen.
DIE KONKURRENZ: Evert erwartet, dass sich Kerber in einer Damen-Szene wird beweisen müssen, die ausgeglichen und spannend wie selten ist. „Das nächste Jahr könnte ein Blockbuster-Jahr im Frauen-Tennis werden“, mutmaßte er. „Ich glaube, keine wird in der Zukunft so dominieren wie eine Serena Williams. Wir werden jede Woche unterschiedliche Sieger sehen.“ Die Russin Maria Scharapowa wird nach ihrer Dopingsperre bei den French Open wieder eingreifen, Serena Williams (USA) nach ihrer Schulterblessur zurückkehren. Kerber sagt, sie freue sich schon wieder auf Duelle mit Williams.
DAS UMFELD: Abseits des Platzes hat Kerber schon eine Veränderung vorgenommen. Aljoscha Thron, 29 Jahre alter Mediziner, ist neuer Manager. Die Zusammenarbeit mit der Agentur arena11 endete. Thron probierte sich selbst als Tennisprofi, gehörte schon mal zum Team und stieß nach dem US-Open-Triumph wieder dazu. Nun soll er als Manager Termine koordinieren und dafür sorgen, dass sich das beste Jahr in Kerbers Karriere auch in Werbeverträgen auszahlt.