Witthöft: „Bei Scharapowa schaue ich natürlich hin“
Melbourne (dpa) - Bei den Australian Open hat die 19 Jahre alte Carina Witthöft den größten Erfolg ihrer noch jungen Tennis-Karriere gefeiert und die dritte Runde erreicht.
Dort trifft die Hamburgerin auf Angelique Kerbers Bezwingerin Irina Camelia-Begu - und rechnet sich auch für einen Achtelfinal-Einzug gute Chancen aus.
Sie stehen zum dritten Mal im Hauptfeld eines Grand Slams und erstmals in der dritten Runde. Wie groß ist Ihre Freude?
CarinaWitthöft: Ich kann es noch gar nicht richtig glauben. Ich bin natürlich superglücklich und freue mich schon auf die nächste Runde.
Sie waren nicht mal eine Stunde auf dem Platz und haben Ihre Gegnerin mit einem 6:3, 6:0 fast schon weggefegt. Dachten Sie jemals, dass Sie bei einem Grand Slam so schnell ein Match beenden könnten?
Witthöft: Nein, darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich habe einfach versucht, mein Spiel durchzuziehen vom ersten bis zum letzten Ball. Was natürlich manchmal nicht so einfach ist, wenn man anfängt, darüber nachzudenken. Ich habe versucht, das alles auszublenden.
War das heute noch mal etwas besser als bei Ihrem Erstrunden-Sieg gegen die an Nummer 17 gesetzte Suárez Navarro?
Witthöft: Ja, ich glaube schon. Ich habe versucht, einfach mein Spiel durchzuziehen vom ersten bis zum letzten Ball. Man hat sich jetzt auch ein bisschen besser an die Atmosphäre gewöhnt, an die Matchsituation. Ich bin mit beiden Matches natürlich super zufrieden.
Gibt es schon irgendwelche Reaktionen von daheim?
Witthöft: Alle haben sich den Wecker gestellt und haben das verfolgt. Meine Freunde und Familie, sie sind total begeistert und stolz auf mich. Ich habe ganz viele Nachrichten bekommen, auch von Oma und Opa, was mich gewundert hat und womit ich gar nicht gerechnet hätte, weil ich ja um ein Uhr nachts in Deutschland angefangen habe.
Wie laufen denn die Planungen, wenn man hier als junge Spielerin anreist? Wie lange haben Sie Ihr Hotel gebucht?
Witthöft: Ich hatte es bis zum 24. Januar (Samstag) gebucht. Letztes Jahr musste ich mein Hotel verlassen, weil ich nur bis zur Quali gebucht hatte und mich dann für das Hauptfeld qualifiziert habe. Deshalb dachte ich diesmal, ich buche lieber länger als zu kurz, bevor ich wieder umziehen muss.
Gibt es denn Überlegungen, dass Ihre Eltern nachkommen, wenn Sie hier im Turnier noch weitere Erfolge feiern?
Witthöft: Nein, die gibt es nicht. Dafür ist Australien auch ein bisschen weit. Vielleicht zum Finale (lacht).
Sie sind mit Ihrem Freund Philipp hier, der Sie auch trainiert. Wie wichtig ist es für Sie, jemanden aus dem familiären Umfeld dabei zu haben?
Witthöft: Sehr wichtig. Man ist so weit weg von zu Hause. Dann eine vertraute Person dabei zu haben, ist für mich persönlich sehr wichtig. Andere brauchen das vielleicht nicht so, aber ich brauche das. Und daher bin ich sehr froh, dass er dabei ist.
Geht man hier noch etwas demütig über die Anlage bei einem Grand Slam oder hat man sich da schon dran gewöhnt. Schauen Sie hin, wenn eine Maria Scharapowa an Ihnen vorbei läuft?
Witthöft: Maria Scharapowa ist mein persönliches Vorbild, da schaue ich natürlich hin.
Was bewundern Sie denn an Scharapowa?
Witthöft: Ihr allgemeines Auftreten auf dem Platz finde ich sehr beeindruckend. Sie ist so konzentriert vor jedem Punkt, hakt auch jeden Punkt ab und zieht immer ihr Ding durch.
Sie werden jetzt wohl unter die besten 100 der Weltrangliste kommen. War das der nächste Karriereschritt?
Witthöft: Auf jeden Fall. Mein Ziel war es, mich in den Top 100 zu etablieren. Eine genaue Ranglistenposition will ich mir selber gar nicht setzen. Die Top 100 sind ein Schritt und eine Basis. Aber natürlich möchte ich, dass es noch weiter aufwärtsgeht.
Jetzt spielen Sie gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu, die Angelique Kerber in der ersten Runde rausgeworfen hat.
Witthöft: Ich kenne sie persönlich nicht so genau, aber ich denke, wenn ich so spiele wie in den letzten Tagen und versuche, mein Ding durchzuziehen, dann habe ich auf jeden Fall eine Chance. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben.
War das heute die größte Kulisse, vor der Sie je gespielt haben?
Witthöft: Letztes Jahr in der Quali habe ich auf Showcourt 3 gespielt, da war aber nicht so viel los, das war nur ein größerer Platz. Von der Kulisse war das heute die größte, würde ich sagen. Außer bei diesem einen 25 000er-Turnier in Hechingen. Da ist monster-viel los.
Letztes Jahr wurden Sie von Oliver Pocher um Tickets gebeten und haben im Tausch Karten für ein Helene-Fischer-Konzert bekommen.
Witthöft: Wie ist denn das jetzt rausgekommen?
Wofür würden Sie in diesem Jahr einen Ticket-Tausch eingehen?
Witthöft: Noch mal Helene-Fischer-Karten. Ich konnte letztes Jahr nicht zu dem Konzert, weil ich ein Turnier hatte. Ich habe auch ein Abkommen mit meinem Management. Wenn ich eine gesetzte Spielerin schlage, und das habe ich ja getan, bekomme ich Tickets für das Konzert in Hamburg. Ich hoffe, ich habe dann kein Turnier.
ZUR PERSON: Carina Witthöft ist eine 19 Jahre alte Tennisspielerin aus Hamburg. Bei den Australian Open steht sie zum ersten Mal in ihrer Karriere in der dritten Runde eines Grand-Slam-Turniers.