Zverev bereit: „Davis Cup wäre sehr großer Schritt“
New York (dpa) - Der Weg in die Dominikanische Republik kann einfach nicht an Alexander Zverev vorbeiführen.
Wenn die deutsche vom 18. bis 20. September in Santo Domingo einmal mehr um den Verbleib in der Weltgruppe der besten 16 Nationen spielt, dürfte das größte deutsche Tennis-Talent der vergangenen Jahre wohl dabei sein - trotz oder vielleicht auch wegen des Erstrunden-Aus bei den US Open gegen die deutsche Nummer eins Philipp Kohlschreiber.
„Wenn ich nominiert werde, fahre ich da hin - wenn nicht, dann nicht. Wenn Deutschland mich nimmt, spiele ich immer gern für Deutschland“, sagte Zverev in New York halblaut und klang dabei fast gleichgültig. Doch er betonte auch: „Das wäre ein Riesenschritt für mich. Ich glaube, dass ich noch viele Jahre Davis Cup für Deutschland spiele.“
Daran bestehen keine Zweifel, wenn sich Zverev weiter so entwickelt. Er hatte den wesentlich erfahreneren Kohlschreiber beim 7:6 (7:0), 2:6, 0:6, 6:2, 4:6 im fünften Satz am Rand der Niederlage, konnte aber einen Breakball zum 5:4 nicht nutzen. Doch Zverev beherrscht inzwischen alle Schläge, ist trotz seiner Länge sehr beweglich und bot auch nach mehr als drei Stunden und sichtbaren körperlichen Problemen aufgrund der schwülen Hitze bravourös Paroli.
„Ich bin eigentlich ganz stolz auf mich. Natürlich bin ich nicht froh, aber gegen jemand wie Philipp 6:4 im fünften zu spielen, ist jetzt auch keine Schande“, sagte Zverev, für den der Stuhl im winzigen Presseraum aufgrund seiner fast zwei Meter Körpergröße viel zu klein schien. Dass er nach eigenen Worten zehn Kilogramm an Muskelmasse zugelegt hat, fällt angesichts der Länge kaum auf. Zverev will und muss weiter an der Physis arbeiten, um das nötige Stehvermögen zu bekommen. Am Können und am Willen mangelt es nicht.
„Ich finde, dass er sich toll entwickelt“, sagte Kohlschreiber über den auf Platz 82 der Weltrangliste geführten Zverev, „er ist meiner Meinung nach gesegnet.“ Der 31-Jährige zeigte sich „heilfroh, dass ich seinen Angriff noch mal abwehren konnte“. Kohlschreiber, der schon die Großen auf den großen Plätzen der Tennis-Welt geärgert hat, prophezeite Zverev einen guten Weg.
Beide trainierten in den vergangenen Wochen bereits gemeinsam, in zwei Wochen könnte es in der Dominikanischen Republik ein Wiedersehen geben, bis dahin wird Zverev wohl in Florida arbeiten. Personelle Alternativen für die DTB-Auswahl drängten sich in New York nicht auf: Dustin Brown und Routinier Benjamin Becker verloren beide in der ersten Runde, der ebenfalls ausgeschiedene Florian Mayer kommt nach seiner langen Verletzungspause nicht infrage. Die im Vorjahr noch bei der knappen Niederlage in Frankreich überraschenden Tobias Kamke und Peter Gojowczyk scheiterten schon in der Qualifikation.
Die Erfahrung mag Zverev noch fehlen, doch in diesem Jahr schaffte er es immerhin nach einem 9:7 im fünften Satz in die zweite Runde von Wimbledon, er stand im Viertelfinale in Washington, im Halbfinale von Bastad und bezwang vermeintlich stärkere Gegner. Zudem besteht das Team der Dominikanischen Republik praktisch nur aus Victor Estrella Burgos. Der 35 Jahre alte Weltranglisten-50. war in New York ohne Chance gegen den an Nummer 28 gesetzten Amerikaner Jack Sock.