Haas denkt an 2016: „Die Birne hat noch Lust“

New York (dpa) - Der Geist will noch immer. Tommy Haas hat einfach keine Lust, seinen Tennisschläger in die Ecke zu stellen. Auch nicht mit 37 Jahren und nach diversen Operationen an Schulter und Hüfte.

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Auch nicht nach dem schnellen Aus bei seinen 17. US Open.

Eines könnte neben körperlichen Problemen die Pläne für mindestens eine halbe Saison im kommenden Jahr ändern - das zweite Kind, wie Haas in New York meinte.

Falls er in drei Monaten angesichts des Familienzuwachses keine Lust mehr haben sollte, sei das auch in Ordnung, erklärte der einstige Weltranglisten-Zweite. Doch: „Im Moment hat die Birne einfach noch Lust, die ersten sechs Monate zu spielen.“ Noch einmal ein paar Turniere in heimischen Deutschland, eventuell Wimbledon - einige Tennis-Höhepunkte möchte der nach seiner Schulteroperation auf Rang 506 abgerutschte Haas noch erleben. Olympia 2016 in Rio gehöre indes eher nicht dazu, erklärte der Silbermedaillengewinner von 2000.

Der ebenfalls lange verletzte und nun auf Rang 215 der Weltrangliste geführte Florian Mayer, der mit 31 Jahren ebenfalls den Abschied auf sich zukommen sieht, nannte noch andere Gründe zum Weitermachen. „Es fehlt der Wettkampf, das Adrenalin. Das ist wie eine Sucht“, sagte der Bayreuther nach seinem Aus. Mayer hatte sein Match gegen den Slowaken Martin Klizan im schwül-heißen New York im vierten Satz wegen Bauchkrämpfen aufgegeben. Das Loslassen vom Tennis werde sicher schwierig, prophezeite Mayer, will sich aber noch keine Gedanken über das machen, was danach kommt. Man solle „lieber erst die eine Tür zumachen und dann die andere aufmachen“.

Haas profitiert wie Mayer noch von einer Sonderregelung, die den Zugang zu einer bestimmten Zahl zu Turnieren ermöglicht. Sich wegen ausbleibender Erfolge danach durch unterklassige Challenger-Events oder Qualifikationen zu quälen, kommt für Haas nicht infrage. „Man muss selber wissen, wann es Zeit ist, zu gehen. Wenn es das letzte Mal war für die US Open, dann kann ich damit leben“, versicherte er 19 Jahre nach seinem Debüt in Flushing Meadows, das er damals gegen Michael Stich verlor.

Was für ein talentierter Tennisspieler Haas war, deutete er bis Mitte des vierten Satzes gegen Fernando Verdasco an, dann ging beim 6:3, 1:6, 7:6 (7:3), 3:6, 1:6 gegen den Spanier nichts mehr. Seine rechte Schulter machte nach zwei Stunden zu. „Ich war lange nicht mehr körperlich und mental so platt“, gestand der gebürtige Hamburger. Dennoch sieht er alle paar Wochen Fortschritte, und bei einem Turnier über zwei Gewinnsätze wäre er als Sieger vom Platz gegangen. Daher war Haas zufrieden mit sich - für ihn ein entscheidendes Kriterium.

Wie lange der Routinier inzwischen schon dabei ist, machte seine Reise durch die Tennis-Zeit deutlich, zu der ihn einer der wenigen zur Medienrunde gekommenen US-Journalisten animierte. Roger Federer sei der Beste im Tennis, Pete Sampras habe den besten Aufschlag gehabt, keiner habe den Ball so getroffen wie Andre Agassi, Rafael Nadal sei eine physische Herausforderung - all diesen Meistern machte Haas auf den großen Plätzen dieser Welt das Leben schwer. Dass damit irgendwann Schluss sein muss, ist ihm längst klar. Aber den Zeitpunkt möchte er gern noch ein bisschen hinauszögern.