Toba übertrifft seinen Vater - Zwei russische Siege

Moskau (dpa) - Als sich David Beljawski als Nachfolger von Philipp Boy zum Mehrkampf-König von Europa krönen ließ, konzentrierten sich die deutschen Turn-Stars schon voll auf ihre Auftritte am Wochenende.

Marcel Nguyen strebt dabei den goldenen Hattrick am Barren an, Fabian Hambüchen hofft am Reck auf seine zwölfte EM-Medaille. Während der Hesse am Freitag nach dem Training auf einen Besuch des Finals verzichtete, gönnte sich Nguyen auf der Tribüne einen Blick auf die Konkurrenz. „Mein Tipp ist nicht ganz aufgegangen. Ich hatte Oleg Wernjajew auf Platz eins gesetzt“, meinte der Stuttgarter.

Beide deutschen Vorzeigeathleten hatten im nacholympischen Jahr eine Mehrkampf-Pause eingelegt. So war Olympia-Starter Andreas Toba aus Hannover der einzige Deutsche im Mehrkampffinale und er machte seine Sache überaus gut. Platz sieben mit 85,431 Punkten war nach einem stabilen Mehrkampf eine Leistung, mit der kaum jemand gerechnet hatte.

„So etwas passiert nicht alle Tage. Dieser Wettkampf ist mit eine riesige Motivation für das Training“, meinte der 22-Jährige und musste schmunzeln, als er darauf angesprochen wurde, dass sein Vater Marius nie auf so eine Mehrkampf-Platzierung gekommen war. „Ich denke, er wird jetzt nicht unzufrieden sein“, meinte Toba. Sein Vater hatte 2000 in Sydney mit Platz sechs an den Ringen seine Sternstunde, galt aber nie als besonders guter Allrounder.

Nachdem sich Andreas Toba an den ersten drei Geräten im Mittelfeld des 24er-Feldes aufgehalten hatte, glückte ihm sein Sprung beim EM-Debüt vorzüglich, womit er im Klassement auf Platz sieben vorschnellte. „He krass, wirklich in den Stand. Ich glaub es nicht“, schilderte Toba, nachdem er den Satz gut platziert hatte.

Am Barren leistete er sich zwar den einzigen Fehler, machte diesen jedoch mit der besten Reckübung des gesamten Feldes mehr als wett (14,766). Cheftrainer Andreas Hirsch verteilte danach Komplimente: „Ich hatte auf die Top Ten gehofft. Er kann jetzt sehr stolz sein.“

An der Spitze lieferten sich der beim Heimspiel großartig auftrumpfende David Beljawski (89,799 Punkte) und Nguyens Favorit Oleg Wernjajew (88,398) lange Zeit ein heißes Duell, in dem der Ukrainer erst mit einem Absturz am Seitpferd endgültig die Segel streichen musste und im Klassement noch auf Platz drei hinter dem Briten Max Whitlock (89,106) zurückfiel. Beljawski holte bei der 35. EM der Turn-Geschichte zum 17. Mal den Mehrkampf-Titel nach Russland. Da er ohne gravierenden Fehler blieb, war der Erfolg vor der enttäuschenden Kulisse von nicht mal 2000 Zuschauern im Sportkomplex Olimpiski aber vollauf verdient.

Auch Stufenbarren-Olympiasiegerin Alija Mustafina holte einen Sieg für die Gastgeber und verlängerte die seit 2009 anhaltende Titel-Serie der Russinnen. Die entscheidenden Punkte holte sie am letzten Gerät Stufenbarren und setzte sich mit 59,032 Zählern vor der Rumänin Larisa Iordache (58,432) durch. Lisa-Katharina Hill steigerte sich gegenüber dem Vorkampf auf 53,398 Punkte, die aber nur zu Platz 14 reichten. Die erst 15-Jährige Cagla Akyol landete auf Rang 21.