Bundesliga Tuchel und Watzke: Tiefe Risse in schwarz-gelber Welt
Das Verhältnis zwischen BVB-Trainer Tuchel und Geschäftsführer Watzke scheint nicht reparabel. Der glückliche 2:1-Sieg über Hoffenheim kann den Zwist nicht überdecken.
Dortmund. In Dortmund propagieren sie gerne die „Echte Liebe“. Der Werbeslogan soll die innige Verbundenheit von Mannschaft, Trainern, Funktionären und Fans des BVB herzergreifend ausdrücken. Motto: Alle haben sich lieb. Eine heile Welt in den Farben Schwarz und Gelb.
Doof nur, wenn einzelne Personen ausscheren. Wie geschehen kurz vor dem verdienten, dabei in der Entstehung glücklichen 2:1 (1:0)-Sieg Borussia Dortmunds gegen die TSG 1899 Hoffenheim, durch den der Gastgeber auf dem direkten Weg in die Champions League zwei Spieltage vor dem Saisonende die besseren Karten hat. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe Risse im Verhältnis zu Trainer Thomas Tuchel bestätigt. Bei der Aufarbeitung des Bombenattentats vor drei Wochen haben sich der Vereinsboss und der oberste Übungsleiter noch weiter entfremdet, als dies ohnehin schon seit einiger Zeit zu beobachten ist. Es rumort hinter den Kulissen. Mächtig sogar.
„Das ist so, ja“, hatte Watzke auf die Feststellung geantwortet, es sei ein klarer Dissens zwischen ihm und dem Trainer sichtbar geworden. Genau wissend, dass diese Aussage wenige Stunden vor dem Anpfiff des Spitzenspiels für Gesprächsstoff sorgen würde. Das nahm er kalkulierend in Kauf. Wodurch eine Zukunft Tuchels beim BVB schlecht vorstellbar ist, sogar eine Trennung am Saisonende nicht ausgeschlossen scheint.
Der bis 2018 unter Vertrag stehende Cheftrainer war spürbar angefressen, als er auf Fragen zu Watzkes Äußerungen eingehen sollte. Aber Tuchel, der als Krisenmanager in den schwierigen zurückliegenden Wochen eine brillante Arbeit abgeliefert hat, ließ sich nicht locken: „Am Spieltag ist keine Ablenkung erlaubt. Deshalb habe ich das komplett ausgeblendet. Die volle Konzentration gilt den sportlichen Dingen. Den Rest kann ich nicht beeinflussen.“ Ganz klar: Das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und der Club-Führung ist arg beschädigt. Es scheint nicht reparabel, selbst wenn der BVB die direkte Qualifikation für die Champions League schafft und den DFB-Pokal gewinnen sollte.
„Wir haben noch drei Spiele, und die wollen wir alle gewinnen“, sagte Tuchel. Das klang trotzig. Und kämpferisch. Und gallig. Womit Tugenden formuliert sind, welche die Borussia zum Erfolg gegen Hoffenheim geführt hatten. Der war deshalb verdient, weil der BVB eine grandiose Abwehrarbeit geleistet hatte. Und glücklich, weil dem 1:0 von Marco Reus (4.) eine klare Abseitsstellung vorausgegangen war. Zudem hätten die Gäste einen Strafstoß bekommen müssen, als Sokratis das Trikot seines Gegenspielers Sandro Wagner im Strafraum nachhaltig überprüfte (41.).
Stattdessen bekam der BVB einen Handelfmeter zugesprochen, der keiner war. Pierre-Emerick Aubameyang schob aber den Ball flach am Tor vorbei (14.). Dem Torjäger war deutlich anzumerken, dass ihm Frische und Konzentration fehlten. Aber gewiss auch eine Folge aus den Spekulationen um seine Zukunft. „Es gibt noch keine Entscheidung“, sagte er. Hingegen war sein Abstauber zum 2:0 gleichbedeutend mit der Vorentscheidung (82.). Der von Andrej Kramaric verwandelte Foulelfmeter zum 1:2 (86.) kam für die Hoffenheimer zu spät. Trainer Julian Nagelsmann meinte süffisant zur Leistung von Felix Brych: „Der Schiedsrichter hatte keinen guten Tag.“