EM-Silber am Barren Turner Dauser - der Perfektionist bis in die Zehenspitzen

Cluj-Napoca (dpa) - Seine Schuhe stehen stets wohl ausgerichtet neben den Turn-Geräten, seine Sporttasche ist immer aufgeräumt. „Irgendwie ist das charakteristisch für Lukas. Er ist Perfektionist durch und durch“, urteilte Cheftrainer Andres Hirsch über sein neues Turn-Ass.

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Nachdem Fabian Hambüchen die Reck-Riemchen an den Nagel hängte, Andreas Toba und Andreas Bretschneider nach Operationen ausfielen schlug nun in Transsilvanien die Stunde des Lukas Dauser.

Mit einer bestechenden Übung am Barren kämpfte sich der 23-Jährige in Cluj-Napoca auf den Silberrang der Europameisterschaften und nutzte seine Chance, während sein Unterhachinger Vereinskollege Marcel Nguyen an seinem Spezialgerät patzte. „Da nur noch zwei Turner nach mir kamen, wusste ich: Wenn die 1 aufleuchtet, hast Du die Medaille“, begründete er seinen Jubelschrei nach der Übung. Er freue sich, dass dieser „perfekte Mensch Lukas Dauser für eine perfekte Leistung“ belohnt wurde, ließ Andreas Hirsch nach dem Finale wissen.

Einen gehörigen Anteil am Erfolg des neuen, stets zurückhaltenden Vorturners, der zuvor auch als Siebter im EM-Mehrkampf überzeugte, hat der Sohn des Cheftrainers. Robert Hirsch übernahm nach Jahren als Diagnosetrainer nach Olympia im vergangenen Jahr die Aufgabe des verantwortlichen Coaches am Stützpunkt Berlin und durfte nun erste Früchte seiner Arbeit ernten, zumal in Philipp Herder und Nils Dunkel weitere seiner Schützlinge bei der EM an die Geräte gingen.

Als Teenager habe es auch mal „heftige Auseinandersetzungen mit dem Vater“ gegeben, räumte Robert Hirsch ein. „Aber seit Jahren werden die Probleme jetzt offen ausdiskutiert. Ist doch normal, dass wir auch mal zwei Meinungen haben“, meinte Hirsch junior zum Spannungsfeld mit seinem Vorgesetzten. In Sachen Lukas Dauser seien sie sich aber stets einig gewesen. „Schon vor fünf, sechs Jahren habe ich gedacht: Was für ein geiler Barren-Turner. Aus dem kann was werden“, sagte auch Andreas Hirsch in der Stunde des Erfolges.

Dauser selbst freut sich schon jetzt auf „eineinhalb Wochen Urlaub nach dem Turnfest“, denn die vergangenen Monate mit der kompletten Serie im Mehrkampf-Weltcup haben ihn an die körperlichen Grenzen gehen lassen. Doch nach der kurzen Erholungsphase ruft schon wieder der langfristige Aufbau für die Weltmeisterschaft im Oktober in Montreal, bei der Dauser seine Programme stabilisieren oder sogar aufstocken möchte.

Vorher stehen noch drei Wettkampftage in der Deutschen Turn-Liga auf dem Programm, bei denen er im Team von Fabian Hambüchen bei der KTV Obere Lahn eine neue Herausforderung sucht. „Ich war jetzt drei Jahre in Straubenhardt, bin zweimal Meister geworden. Jetzt ist der Team-Wechsel eine neue Motivation“, bestätigte Dauser, der inzwischen längst in Berlin heimisch geworden ist.

Hambüchen ist für ihn nicht nur Vorbild und Freund, sondern in Marketingfragen auch sein Berater. „Zu Fabi kann ich immer kommen, wenn ich ein Problem habe“, sagte er über die Zusammenarbeit mit dem Olympiasieger, der nach seiner Schulteroperation möglicherweise auch noch ein paar Wettkämpfe mit ihm im KTV-Team bestreitet.

Die Grundlagen des Turnens hatte Dauser beim Ex-Rumänen Kurt Szilier bei der TSV Unterhaching erlernt, der auch Marcel Nguyen einst betreute. In fast fünf Jahren in Berlin ist Dauser nun zu einem Allrounder gereift, der seine körperliche Perfektion am besten am Barren ausspielen kann. Gelingt ihm das noch einmal wie in Cluj, ist mit ihm auch im WM-Kampf gegen Chinesen und Japaner zu rechnen.