Hockey Vier-Länder-Turnier beim DHC: Das Hockey-Aufbau-Programm
Die deutsche Nationalmannschaft spielt ab Donnerstag ein Vier-Länder-Turnier auf der Anlage des DHC in der Landeshauptstadt.
Düsseldorf. Die Dimensionen sind natürlich etwas kleiner. Da können noch so viele Olympiasieger kommen, auf der schicken Anlage des Düsseldorfer Hockeyclubs finden trotzdem gerade mal 1500 bis 2000 Zuschauer Platz. Und das auch nur wegen der Zusatztribünen. Im Bundesliga-Alltag braucht die niemand. Aber von Donnerstag bis Sonntag herrscht eben kein Alltag beim DHC, am Donnerstag beginnt im linksrheinischen Düsseldorf der „Four Nations Cup“. Dabei sind neben Gastgeber Deutschland (Olympiasieger 2008 und 2012) auch die Argentinier (Olympiasieger 2016), Iren und Franzosen komplettieren das Feld.
Dass die Dimensionen kleiner als in anderen Sportarten sind, zeigt allein die Akquise. Da ruft der eine Nationaltrainer den anderen an und klärt die Einzelheiten. Wer hat für welches Turnier Zeit? Wer hat welche Spieler zur Verfügung? Welche Reise lohnt den (finanziellen) Aufwand? Solche Fragen müssen sich selbst die Verantwortlichen in der Weltklasse stellen. Weil man mit Hockey kaum Geld verdient. Zumindest nicht so viel, „dass man sich nach der Karriere zwei Jahre ausruhen kann“, sagt Martin Häner. Es reicht mit Förderungen und dem kleinen Club-Gehalt gerade so.
Häner, 29, weiß, wovon er spricht. Selbst als Goldmedaillengewinner und Kapitän des Nationalteams war es ihm nicht vergönnt, sich auf den Sport zu konzentrieren. Er hat parallel Medizin studiert. Wie alle Spieler Studenten sind und meist aus dem Bildungsbürgertum kommen. Deswegen ist kaum einer darauf angewiesen, mit Sport außerordentlich viel Geld zu verdienen, aber ein bisschen mehr dürfte es schon sein. Das sieht auch Mats Grambusch so. Vom Finanziellen her wäre er gern ein „guter Handballer“, sagte der gebürtige Mönchengladbacher, der in Köln spielt, am Mittwoch lachend.
Bis dahin ist es für den Hockeysport in Deutschland ein weiter Weg. Er muss überall zulegen: Aktive, Fans, Medienaufmerksamkeit, Sponsoren. Auch wenn die Länderspiele mittlerweile im Internet gezeigt werden. Und auch wenn es Indien und den Niederlanden jetzt Profiligen gibt, in denen man im Laufe einer Saison einen ordentlichen fünfstelligen Betrag verdienen kann. In der Bundesliga geht das nicht.
Ein Schritt dahin könnte eine gelungene WM sein. Die beginnt dieses Jahr erst im November und muss deshalb nicht mit Turnieren anderer Sportarten konkurrieren, die im Sommer steigen. Das hat aber auch zur Folge, dass die Vorbereitung nicht an einem Stück stattfindet. In den vergangenen Wochen war das Nationalteam erst in Moers und Köln beisammen, dann für elf Tage in Japan, zum Abschluss steht jetzt das Turnier in Düsseldorf an. Dann sind die Spieler fast zweieinhalb Monate bei ihren Clubs. Erst dann geht es wieder um die WM.
Stefan Kermas stört das weniger, als Bundestrainer denke bereits jetzt „nach jedem Aufstehen und jeden Abend im Bett“ an die WM. Umso wichtiger seien nun die Tage in Düsseldorf. Dort will er eine Frage klären: „Sind wir konkurrenzfähig?“
In der jüngeren Vergangenheit waren die Deutschen das stets. Seit 2008 gab es acht Medaillen bei Olympia, WM oder EM, vier davon Goldene. Auch aktuell zählt Kermas seine Auswahl zur Weltspitze. „Top vier“, sagt er. Platz sechs, sagt die Weltrangliste. „Das stört mich“, sagt wiederum Kermas. Und will das ändern. Donnerstag (19.15 Uhr) gegen Frankreich geht es los, Freitag (19.15 Uhr) geht es gegen Irland. Läuft alles glatt, ist Sonntag (11.45 Uhr) das Finale gegen Argentinien.
Sie hoffen auf eine volle Anlage, sagen die Organisatoren, das sei in den Sommerferien bei einem Familiensport nicht selbstverständlich. Die Dimensionen sind eben etwas kleiner. Weltklassesport hin oder her.