Wasserspringer wollen bei Heim-EM Medaillen holen
Rostock (dpa) - Intern ist Bundestrainer Lutz Buschkow stets für klare Ansagen bekannt, in der Öffentlichkeit hat er sich schon länger Zurückhaltung auferlegt. Das ist auch vor der Heim-EM vom 18. bis 23. Juni in Rostock nicht anders.
„Wenn es halbwegs gut läuft, können wir um die Medaillen mitspringen“, sagt Buschkow vor der ersten von elf Entscheidungen am Dienstag in der Neptunschwimmhalle. Auch auf Nachfrage will er keine Zahl nennen. „Lieber nicht“, meint er und muss dabei lachen. Zu oft konnten seine Medaillenvorgaben als Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes der Wirklichkeit nicht standhalten und so wurde Buschkow aus Schaden klug.
Dabei lieferten „seine“ Wasserspringer in Europa stets. Seit 1974 gab es bei kontinentalen Titelkämpfen immer Gold, die letzte EM ohne deutsche Medaille datiert von 1954. Vor einem Jahr in Eindhoven holte Deutschland sieben EM-Medaillen. Zwei Monate später aber konnten auch die Springer das Olympia-Desaster des DSV nicht verhindern. Es blieb ohne Fortune und Wohlwollen der Kampfrichter bei einem vierten Platz für Patrick Hausding.
Der Berliner gehört neben seinem Synchronsprung-Partner Sascha Klein wieder einmal zu den größten Medaillenhoffnungen. „Eine will ich auf jeden Fall haben“, sagt er ganz im Sinne der Buschkow'schen Bescheidenheit. Gemeinsam haben Hausding und Klein bereits 15mal EM-Gold gewonnen, davon allein fünfmal in Serie im Synchron-Wettbewerb vom Turm. Doch beide hatten mit Verletzungen zu kämpfen. Während Hausding seine andauernden Knieprobleme derzeit einigermaßen im Griff zu haben scheint, plagt sich Klein nach Ellbogen und Rücken nun mit einem entzündeten Mittelohr herum - besonders unangenehm, da die Springer neben ihrem Gleichgewichtssinn auch auf eine ungestörte Akustik angewiesen sind.
„Ich setze alles daran gesund zu werden“, sagt Klein auch mit Blick auf die WM in Barcelona Ende Juli. Gemeinsam mit Newcomerin Tina Punzel startet er zum EM-Auftakt im Team-Wettbewerb. Bei der ersten von elf EM-Entscheidungen bestreitet das Dresdner Duo insgesamt sechs Sprünge vom Drei-Meter-Brett sowie von der Zehn-Meter-Plattform. Im Vorjahr hatte Deutschland mit dem Team Platz vier belegt.
Bei der ersten von drei aufeinanderfolgenden Europameisterschaften im eigenen Land (2014 Berlin, 2015 erneut Rostock) wird die größte Männer-Nachwuchshoffnung Martin Wolfram nach seiner schweren Schulterverletzung nur vom Ein-Meter-Brett starten. Die EM-Dritte vom Turm, Maria Kurjo, führt ein junges Damen-Team ohne vier langjährige Leistungsträgerinnen an. Nora Subschinski pausiert noch nach einer Bandscheiben-Operation, Christin Steuer hat ihre Karriere beendet, Katja Dieckow kümmert sich um ihr Studium und Uschi Freitag wird künftig für die Niederlande starten.
Das EM-Aufgebot der deutschen Wasserspringer:
Männer: Patrick Hausding (Berlin/3 Meter, Turm, Turm-Synchron, 3 Meter-Synchron); Sascha Klein (3 Meter, Turm-Synchron, Team); Martin Wolfram (beide Dresden/1 Meter), Oliver Homuth (Berlin/1 Meter), Stephan Feck (3 Meter-Synchron), Dominik Stein (beide Leipzig/Turm)
Frauen: Tina Punzel (Dresden/1 Meter, 3 Meter, 3 Meter-Synchron), Friederike Freyer (Leipzig/ 1 Meter, 3 Meter), Kieu Duong (Turm, 3 Meter-Synchron), Julia Stolle (Turm-Synchron), Maria Kurjo (alle Berlin/Turm, Turm-Synchron).