Wieder Disqualifikation: Schwimmerin Michalak sauer

Wuppertal (dpa) - Buhrufe und der Vorwurf einer Retourkutsche: Bei den deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Wuppertal sorgen Disqualifikationen prominenter Schwimmer für Ärger. Im Vorlauf über 200 Meter Lagen wurde Favoritin Theresa Michalak als Zeitschnellste disqualifiziert.

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Die Kampfrichter monierten einen technischen Fehler bei einer Wende: Sie soll sich mit zwei unerlaubten Delfinbeinkicks einen Vorteil verschafft haben. Die Wuppertaler Lokalmatadorin indes vermutete eine Retourkutsche nach ihrem Sieg über 100 Meter Brust. Dieser war am Vorabend wegen der Delfinbeinkicks insbesondere bei Konkurrentinnen umstritten und hatte ihr Buhrufe bei der Siegerehrung eingebracht.

Nun beäugten gleich mehrere Kampfrichter Michalaks Wende und wurden prompt fündig. „Das war völlig unbegründet. Wir haben das Video angeschaut. Ich bin sehr enttäuscht über die Kampfrichter“, sagte Michalak. Sie kündigte einen Protest an, von dem die Wettkampfleitung aber dann keine Kenntnis erhielt. Tags zuvor war Daniela Schreiber wegen eines vermeintlichen Fehlstarts nach Vorlaufbestzeit über 100 Meter Freistil disqualifiziert worden. Die Kampfrichter monierten, dass Schreiber gezuckt habe. Offiziell wurde sie wegen eines Frühstarts disqualifiziert, obwohl sie erkennbar dem Feld hinterhersprang. „In vier Jahren ist mir das nie passiert“, sagte sie und zog „mit etwas Wut im Bauch“ am Freitag als Schnellste ins Finale über 200 Meter Freistil ein.

Auch Europameister Marco Koch war 2013 einmal wegen eines angeblichen technischen Fehlers bei einer DM disqualifiziert worden. In Deutschland schauen Kampfrichter oft genau hin, international sind Disqualifikationen dagegen eher die Ausnahme. Chefbundestrainer Henning Lambertz warb um Verständnis für beide Seiten: „Für die Kampfrichter ist es unheimlich schwer, alles zu sehen.“ Direkt am Beckenrand ist die Sicht durch die Wasserverwirbelungen oft sehr eingeschränkt, nur unter dem Hallendach oder durch Unterwasserkameras wäre eine genaue Analyse verbotener Bewegung zweifelsfrei möglich.

„Ich schwimme sehr hart an der Grenze bei Brust, so wie die internationale Spitze schwimmen muss, ich orientiere mich daran“, erklärte Michalak, die in einer Universität in Gainesville/Florida unter US-Starcoach Gregg Troy trainiert. „Die deutsche Spitze schwimmt sehr, sehr sauber, vielleicht zu sauber, da müssen wir was dran ändern. Wenn man mehr erreichen will, muss man an der Grenze schwimmen.“

Ohne Aufregung liefen die anderen Vorläufe an. Die EM-Medaillengewinner Christian Diener und Jan-Philip Glania zogen locker ins Finale ein und unterboten die im Vorlauf geforderte Norm für die WM in Doha/Katar (3. bis 7. Dezember). Auch Franziska Hentke, Alexander Kunert, Markus Gierke (alle 200 Meter Schmetterling), Björn Hornikel (100 Meter Freistil), Hendrik Feldwehr (50 Meter Brust), Alexandra Wenk (200 Meter Lagen) sowie Schreiber und Marlene Hüther (200 Meter Freistil) blieben unter der Vorlauf-Norm.