Bartko sieht Aufbruchstimmung auf dem Eis

Berlin (dpa) - Die jüngsten Weltcup-Erfolge haben im schwer gebeutelten deutschen Eisschnelllauf vorsichtige Hoffnungen auf eine erfreuliche Einzelstrecken-WM geweckt. Der neue Sportdirektor Robert Bartko brach sogar schon vor der selbst gesetzten 100-Tage-Frist sein Schweigen.

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„Wenn man die aktuellen Erfolge sieht, wird eine Aufbruchstimmung deutlich“, sagte der seit Anfang Dezember amtierende Bahnrad-Olympiasieger von 2000. Ob ein Jahr nach dem Olympia-Debakel ohne Medaillen daraus die von DOSB-Präsident Alfons Hörmann angemahnte kraftvolle Kurskorrektur wird, dürfte sich zwar noch nicht bei den am Donnerstag beginnenden Weltmeisterschaften entscheiden.

Eine oder mehrere Medaillen im niederländischen Heerenveen könnten die Stimmung zumindest weiter aufhellen. Die ersten Weltcupsiege der Sprinter Judith Hesse und Nico Ihle sowie ein weiterer von Altmeisterin Claudia Pechstein haben in diesem Winter zumindest für positive Nachrichten gesorgt. „Das bringt Ruhe im Verband“, stellte Bartko fest. Ein Medaillenziel für die WM mochte er indes nicht nennen: „Wir rechnen nach der WM ab.“

Der Nachfolger des langjährigen Sportdirektors Günter Schumacher, der nach der Pleite von Sotschi gehen musste, steht am sichtbarsten für die eingeleiteten Veränderungen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sieht den Eisschnelllauf bei den Reformen vorangekommen. „Wir sind nach unserer Einschätzung auf dem richtigen Weg, die deutschen Eisschnellläufer so zu stärken, dass sie mittel- bis langfristig wieder um die Medaillen mitlaufen können“, erklärte Vorstand Bernhard Schwank, der neben der Olympia-Bewerbung noch für den Leistungssport zuständig ist. Schwank sieht auch Verbesserungen für den Nachwuchsbereich und eine bessere Kommunikation im Verband. Ferner sei die Trainingssystematik im Spitzenbereich individueller auf die einzelnen Athletinnen und Athleten angepasst worden.

Cheftrainer Markus Eicher nannte außer der Nachwuchsproblematik ein weiteres, lange bekanntes Problem. „Wir haben zu wenige Trainer. Wir brauchen frische Gesichter“, sagte der Bayer, der ebenso wie Klaus Ebert und Thomas Schubert schon Jahrzehnte an der Eisbahn steht. Immerhin, so hat Bartko bei seinen Gesprächen festgestellt, sei überall die Bereitschaft vorhanden, „mitzugestalten und nicht zu blockieren“. Das stimme ihn positiv.

Der 39-Jährige sei jemand, der klar strukturiert denke und fordere, lobte DESG-Präsident Gerd Heinze. Der 71-Jährige will dem einstigen Sechstage-Star noch eine Weile zur Seite stehen, aber nicht mehr bis zu den nächsten Winterspielen 2018 in Pyeongchang. Heinze wollte ursprünglich schon nach Sotschi kürzertreten, sich trotz Kritik auch an ihm dann aber nicht davonstehlen. Seine Amtszeit endet 2016. „Alle haben den Ernst der Lage erkannt“, versicherte Heinze, mahnte trotz aller Anstrengungen aber auch: „Es sind keine Wunder zu erwarten.“ Zwei WM-Medaillen würde Heinze bis zum Sonntag schon gern verbuchen.

Claudia Pechstein nannte die WM-Vorbereitung indes so kompliziert wie selten zuvor. „Da wir im Sommer noch keinen neuen Sportdirektor und keine klare Linie hatten, mussten wir Sportler improvisieren und vieles selbst organisieren, inklusive Trainingslager“, erklärte die 42-Jährige. Versäumnisse seien im Laufe der Saison schwer aufholbar.