Andrea Henkel: Eine olympische Medaille gehört dazu
Östersund (dpa) - „Wehmut kommt nicht auf!“ Da ist sich Andrea Henkel ganz sicher, auch wenn für die Grande Dame des deutschen Biathlons am Wochenende beim Weltcup-Auftakt in Östersund mit dem Einsatz in der Mixed-Staffel die letzte Saison als Hochleistungssportlerin beginnt.
„Ich freue mich darauf, werde hoffentlich noch einmal alles genießen können - was auch von den Ergebnissen abhängig sein wird - und dann werde ich sehen, wie es mir in der Saison damit geht, dass das Ende naht. Im Moment ist alles gut, wie es ist“, sagt die achtmalige Weltmeisterin im Interview der Nachrichtenagentur dpa.
16 Tage vor ihrem 36. Geburtstag am 10. Dezember geht Andrea Henkel am Sonntag zusammen mit Franziska Hildebrand, Florian Graf und dem ehemaligen Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer für Deutschland an den Start - in Sotschi geht es dann im Februar in der Mixed-Staffel erstmals um Olympia-Medaillen.
Die zweimalige Olympiasiegerin Henkel scheint gut für ihren letzten Winter im Biathlon-Zirkus gerüstet. Auch weil sie im Sommer probiert hat, ihre Schwächen auszumerzen. „Drei Schwerpunkte“, erzählt sie, habe sie abgearbeitet. Sie hat versucht, ihre Schießzeiten und Trefferleistung zu verbessern, die Lauftechnik zu optimieren und generell schneller zu werden.
„Andrea liebt das, was sie macht; Sie kommt mit Freude und Engagement zum Training und sie ist dabei, ihr sicheres und schnelles Schießen, was sie im deutschen Team immer ausgezeichnet hat, zu reaktivieren“, lobte Damen-Bundestrainer Gerald Hönig im Sender MDR seinen Schützling, den er schon lange betreut. Henkel sei, so ihre langjährige Weggefährtin Kati Wilhelm, „in den letzten Jahren vom Schießen her nicht sicher genug und zu vorsichtig gewesen“.
Und sollte sie am Schießstand wieder unbekümmert auftreten, könnte es durchaus sein, dass es in ihrer 16. kompletten Saison als Skijägerin genauso kommt, wie sie es sich vorgenommen hat. „Ich möchte zufrieden aus dieser letzten Saison gehen. Was das konkret heißt, kann ich im Moment auch nicht so genau sagen. Aber dazugehören würde eine olympische Medaille“, meinte sie. Es wäre ihr fünftes Edelmetall bei Winterspielen - nach zweimal Gold 2002 in Salt Lake City, Silber in Turin 2006 und Bronze in Vancouver 2010.
Dass auf Andrea Henkel Verlass ist, hat sie bei der letzten WM in Nove Mesto gezeigt. Sie hat mit Silber im Einzel-Wettbewerb für das einst so erfolgsverwöhnte deutsche Damenteam die einzige Medaille gewonnen. Einen Tag später wurde dann ihr amerikanischer Freund Tim Burke ebenfalls WM-Zweiter. „Irgendwann“, kündigt sie an, „will ich nach Amerika ziehen.“ Auch sonst hat Andrea Henkel klare Zukunftsvorstellungen: „Ich mache meine Ausbildung zur Fitnesstrainerin und würde dann gerne Personal-Trainerin im Fitnessbereich werden.“
Doch jetzt geht es erst einmal in die Schluss-Saison, ein guter Auftakt ist Gold wert: Bei den gut besetzten Testwettkämpfen am letzten Wochenende kam Andrea Henkel gleich zu zwei Siegen. „Ich war selbst überrascht. Normalerweise brauche ich immer ein paar Rennen, um in Schwung zu kommen“, wunderte sie sich.