Biathlon-Männerstaffel erkämpft WM-Silber

Oslo (dpa) - Ihre erste WM-Medaille mit Staffel-Silber hinter Norwegen bejubelten die deutschen Biathlon-Männer schon fast wie Gold.

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„Wir sind super happy, haben ein Super-Spektakel geboten“, sagte Startläufer Erik Lesser und stellte zufrieden fest: „Wir können unglaublich glücklich sein über diese Silbermedaille.“ Gegen die wie entfesselt auftrumpfenden Gastgeber um Superstar Ole Einar Bjørndalen war im Hexenkessel am Holmenkollen für Lesser, Benedikt Doll, Arnd Peiffer und Simon Schempp allerdings nichts zu holen. „Es war nicht ganz so leicht, einige Favoriten stehen neben dem Podest. Deshalb sind wir super zufrieden“, sagte Peiffer. Überraschungs-
Dritte in Oslo wurden die vom deutschen Coach Matthias Ahrens trainierten Kanadier.

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Einen Tag nach dem WM-Gold der Norwegerinnen wurden auch die Männer von 25 000 Fans wie Volkshelden gefeiert und kamen in Gold gekleidet zur Pressekonferenz. Für Bjørndalen war es bereits der 20. WM-Titel. „Ich bin super happy“, sagte der 42-Jährige und kündigte an, dass die Jacken für einen guten Zweck gespendet werden.

„Das ist auf alle Fälle etwas ausgefallenes. Ich würde mich freuen, wenn meine Jacke heute auch Gold wäre“, sagte Lesser nach der Siegerehrung. Wie Popstars wurden die Skijäger von den Anhängern gefeiert. „Es war gigantisch. Die Stimmung ist einfach atemberaubend. Es ist sehr emotional da oben“, befand Schempp. Der Schwabe kündigte vor dem WM-Finale am Sonntag an: „Im Massenstart will ich noch einmal angreifen.“

Zwar konnte das DSV-Quartett den Titel aus dem Vorjahr nicht verteidigen, doch mit Silber durfte das Team von Bundestrainer Mark Kirchner zufrieden sein. Insgesamt leistete sich das deutsche Team fünf Nachlader und hatte 11,5 Sekunden Rückstand auf die Sieger. „Wir haben wieder unter Beweis gestellt, dass wir zu den Besten gehören“, sagte Kirchner. „Die großen Emotionen habe ich letztes Jahr gezeigt, als wir nach lange Zeit wieder Gold geholt haben. Das ist für mich die stille und innere Genugtuung.“

In der Nacht hatte es im Teamhotel der Deutschen um 1.55 Uhr einen Feueralarm gegeben. Die Athleten mussten für eine halbe Stunde das Gebäude verlassen. „Das war abgekartet von den Norwegern. Die haben gesagt, rauch' mal eine Zigarre, dann müssen die Deutschen um 2.00 raus aus dem Nest“, scherzte Lesser.

13 Stunden später lief er los wie die Feuerwehr. Blitzsauber räumte der Thüringer alle zehn Scheiben ab. Lesser erkämpfte sich einen Vorsprung und hielt sogar Bjørndalen in Schach. Mit 9,1 Sekunden Vorsprung ging Benedikt Doll auf die zweiten 7,5 Kilometer. Doch schon vor dem ersten Schießen hatte Tarjei Bø den Schwarzwälder eingeholt. Während die von Ricco Groß betreuten Russen schon früh in die Strafrunde mussten, kam der 25-jährige Doll in seiner ersten WM-Staffel mit zwei Nachladern aus. Und legte er eine bärenstarke Schlussrunde hin. „Ich habe kaum geschlafen und bin das Rennen dauernd im Kopf durchgegangen.“

Mit dem hauchdünnen Vorsprung von 0,3 Sekunden übergab Doll sogar als Spitzenreiter an Peiffer. Der Harzer kam in seiner Runde mit einem Nachlader aus, doch Johannes Thingnes Bø zauberte am Schießstand und schickte Schlussläufer Emil Hegle Svendsen mit einem Vorsprung von 29,4 Sekunden auf die letzten Kilometer. Schlussläufer Schempp, dem ausgerechnet zum Saisonhöhepunkt etwas die Form abhanden gekommen ist, brachte dann die Medaille sicher nach Hause. „Es war nicht mehr drin. Silber - das ist auf alle Fälle was - und wir freuen uns sehr.“

Ein böses Erwachen gab es dagegen für Martin Fourcade. Mit Frankreichs Staffel hatte er keine Chance auf sein sechstes WM-Gold. Diesen Coup will er aber am Sonntag im abschließenden Massenstart nachholen. Dann wollen auch die deutschen Damen ihr fünftes Edelmetall holen. „Wir greifen wieder an. Aber es geht wieder bei Null los“, sagte Verfolgungs-Weltmeisterin Laura Dahlmeier, die nach Staffel-Bronze schon vier WM-Medaillen in der Tasche hat.