Chanty-Mansijsk - Sportparadies in Westsibirien
Moskau (dpa) - Höchstleistungen hinter dem Ural: Zum zweiten Mal nach 2003 findet die Biathlon-Weltmeisterschaft in Russlands boomender Ölstadt Chanty-Mansijsk statt.
Der westsibirische Ort knapp 2000 Kilometer östlich von Moskau hat den Rekordpreisen für Energie viel zu verdanken: Eine der weltbesten Biathlon-Anlagen, aber auch eine pompöse Konzerthalle aus Stahl und Glas sowie futuristische Hochhäuser beglücken die etwa 70 000 Einwohner. Hunderte Millionen Euro flossen in den vergangenen Jahren in die Stadt und finanzieren unter anderem zehn Hochschulen sowie zahlreiche Museen und Galerien.
Sogar Stararchitekt Sir Norman Foster, der unter anderem die Glaskuppel für den Berliner Reichstag entwarf, hat in der russischen Provinz seine Visitenkarte abgegeben. Der Brite verewigte sich im sibirischen Mini-Dubai mit einem Ensemble von bis zu 250 Meter hohen Wolkenkratzern, in der die gesamte Bevölkerung der Stadt Platz fände. Mit durchschnittlich 30 000 Rubel (1050 Euro) liegt das Monatseinkommen deutlich höher als anderswo in Sibirien.
Chanty-Mansijsk gilt als schneesicher. Besucher der Biathlon-WM werden allerdings mindestens einen Unterschied feststellen: Seit den Wettkämpfen vor sieben Jahren entstand an einem künstlichen Berg ein alpiner Skihang für ein künftiges Weltcup-Rennen. Fördermittel verschaffen der Stadt auch einen Platz auf der Landkarte des russischen Eishockeys und des Frauen-Wasserballs. Der Schachweltverband FIDE veranstaltete in Chanty-Mansijsk bereits drei Weltpokale, im vergangenen Jahr fand dort die Schacholympiade statt.
Von Chanty-Mansijsk aus führt eine gewaltige knallrote Stahlbrücke über den Fluss Irtysch ins Nichts der Taiga. Die nächste Großstadt liegt etwa 500 Kilometer entfernt. Im Scherz nennen die Menschen ihren Ort „Stadt der Brücken“, wobei der romantisch-morbide Charme von Venedig in den sibirischen Sümpfen aber nicht zu spüren ist.