Teilerfolg für Athleten Doping-Skandal: Keine Biathlon-WM 2021 in Russland

Fieberbrunn (dpa) - Noch hat sich der Biathlon-Weltverband nicht zu knallharten Anti-Doping-Regeln durchringen können, doch die Funktionäre haben im Skandal um das vermeintliche Staatsdoping in Russland wenigstens ein Zeichen gesetzt.

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Denn 2021 wird die WM nicht im sibirischen Tjumen stattfinden.

Der russische Verband RBU muss die WM bis zum 24. Februar zurückgegeben, ansonsten will der Weltverband die Titelkämpfe entziehen. Über die WM-Neuvergabe soll dann im September 2018 auf einem weiteren Kongress entschieden werden. „Ich finde es zum derzeitigen Zeitpunkt richtig, dass man diese Konsequenz gezogen hat“, sagte DSV-Präsident Franz Steinle.

Die RBU will gegen die Entscheidung vorgehen. „Wir sind absolut gegen die freiwillige Rückgabe der Weltmeisterschaft“, sagte RBU-Präsident Alexander Krawtzow der russischen Nachrichten-Agentur Tass. Man werde notfalls vor Gericht ziehen, um die IBU-Entscheidung anzufechten: „Wir werden darüber nachdenken, eine Klage einzureichen. Und das vielleicht nicht nur vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS.“

Die von den Athleten geforderten härteren Anti-Doping-Sanktionen wie Sperren bis acht Jahre, Bußgelder bis zu einer Millionen Euro und die Aberkennung von Startplätzen wurden indes nicht erfüllt. Vielmehr soll eine sechsköpfige Arbeitsgruppe bis Ende Mai dem IBU-Vorstand Vorschläge unterbreiten. Dieser will dann bis Juni darüber entscheiden. Die neuen Regeln würden dann ab der Saison 2017/2018 greifen.

„Der Kongress war richtig, um ein Zeichen an die Athleten zu setzen. Es war richtig, dass wir heute keine Schnellschüsse gemacht haben“, sagte Steinle, der als Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV) ebenso zu der Arbeitsgruppe gehört wie Lowell Bailey aus den USA als Athletenvertreter.

Auf massiven Druck der Biathleten hatte sich die IBU getroffen. Knapp 40 der 56 stimmberechtigten Biathlon-Verbänden war am Tag vor dem ersten WM-Rennen in Fieberbrunn zusammengekommen, um über die von 154 Athleten in einem Brief geforderten härteren Anti-Doping-Regeln zu befinden.

Doch die Langzeitsperre bis zu acht Jahre ist mit dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA nicht vereinbar, und deshalb nicht umsetzbar. „Wir unterstützen die Initiative, aber wir haben keine
Chance, eigene Regeln aufzustellen, die dem WADA-Code nicht entsprechen. Wir müssen den Code befolgen, sonst besteht die Gefahr, dass wir non-compliant erklärt werden“, sagte IBU-Präsident Anders Besseberg. Die Arbeitsgruppe soll nun Vorschläge an die WADA unterbreiten, wie härtere Strafen durchgesetzt werden können.

Auch die geforderten Geldstrafen bis zu einer Millionen Euro wird es wohl nicht geben. Denn schon bei einem der letzten Kongresse wurde eine Erhöhung auf 500 000 Euro nicht beschlossen, da viele kleine Verbände das abgelehnt hatten. „Wir sollen einen Strafenkatalog erarbeiten, der der Verhältnismäßigkeit entsprechen muss. Ganz kleine Verbände können keine eine Millionen Euro bezahlen“, sagte Steinle. Es sollen anhand anderer Kriterien Vorschläge erarbeitet werden.
Die Startplatzreduzierung findet Steinle „erwägenswert.“

Im zweiten McLaren-Bericht zu mutmaßlichem russischen Staatsdoping bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi waren auch 31 dopingverdächtige Biathleten genannt worden. Bisher sperrte die IBU zwei Sportlerinnen. Die Ermittlungen gegen 22 weitere Skijäger wurden aus Mangel an Beweisen eingestellt. Die IBU hatte gegen den russischen Verband ein formales Verfahren eingeleitet. Die RBU hatte in diesem Zuge den Weltcup in Tjumen und die Junioren-WM in Ostrow in diesem Jahr freiwillig zurückgegeben.

Für die Mixed-Staffel (14.45 Uhr) nominierten die Russen den des EPO-Dopings überführten Alexander Loginow. Seine Sperre war erst vor kurzem abgelaufen.