Freude und geringe Erwartungen: Biathleten starten
Östersund (dpa) - Magdalena Neuner und Co. haben die Heim-WM schon im Hinterkopf, doch erstmal besitzt für die deutschen Biathleten der Saisonstart im schwedischen Östersund oberste Priorität.
255 Tage nach dem letzten Weltcuprennen der Vorsaison ist das Stelldichein mit der Weltelite die erste Standortbestimmung für Trainer und Athleten. „Unser großes Ziel sind natürlich die Heim-Weltmeisterschaften in Ruhpolding. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber natürlich wollen wir versuchen, dass wir bereits in den ersten Weltcups mit ordentlichen Leistungen dabei sind“, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang.
Müssiggang und seine vier Coaches Gerald Hönig/Ricco Groß (Frauen) und Mark Kirchner/Fritz Fischer (Männer) haben insgesamt zwölf Athleten für die erste von neun Weltcupstationen nominiert. Neben den Staffel-Weltmeisterinnen Magdalena Neuner, Tina Bachmann, Miriam Gössner und Andrea Henkel gehen noch Franziska Hildebrand und Sabrina Buchholz auf Punktejagd. Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer führt die Männer-Fraktion an, die Michael Greis, Andreas Birnbacher, Daniel Graf, Florian Graf und Simon Schempp komplettieren.
„Wir können mit den Vorbereitungen eigentlich ganz zufrieden sein. Ich denke, wir haben wieder eine schlagkräftige Mannschaft mit einigen erfahrenen Athletinnen und Athleten und ein paar jüngeren, die nun immer mehr nach vorne rücken werden“, erklärte Müssiggang. Den Auftakt machen die Männer am Mittwoch mit dem Einzel über 20 Kilometer. Einen Tag später gehen die Frauen über 15 Kilometer in die Loipe. Bis Sonntag stehen dann noch die Sprints und die Verfolgung auf dem Programm.
Unterdessen sagte der nicht für Östersund nominierte Christoph Stephan alle Starts in dieser Saison ab und verzichtet damit auch auf die Heim-WM. „Ich werde dieses Jahr pausieren. Aufgrund vieler gesundheitlicher Rückschläge werde ich voraussichtlich an keinem Wettkampf teilnehmen. Ich fühle mich nicht fit genug, um diese Saison akzeptabel zu überstehen“, teilte der 25-jährige Oberhofer auf seiner Homepage mit.
Männer-Trainer Mark Kirchner hatte gemeinsam mit seinem Schützling diese Entscheidung bereits am vergangenen Freitag gefällt. „Er ist mit der Gesamtsituation unzufrieden und deshalb haben wir diese Schlussfolgerung gezogen“, sagte Kirchner. Nach Weihnachten wolle man sich erneut zusammensetzen und sehen, wie es dann im neuen Jahr weitergeht. Bei Stephan war eine Lebensmittelunverträglichkeit bei Stephan diagnostiziert worden, er nahm sechs Kilogramm ab.
Für Kirchner sind die erste Rennen eine Abtasten mit der Konkurrenz. Zu hoch will er Trauben nicht hängen, wenngleich „unser Ziel natürlich immer die Podestplätze sind. Wenn wir einen auf das Podium kriegen oder zwei unter die Top Ten, wäre das ein Saisonstart mit dem ich leben könnte“, meinte der Olympiasieger.
Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer und der dreimalige Olympiasieger Michael Greis gehen entspannt in den Saisonstart. „Die ersten Wettkämpfe sind für mich in den vergangen Jahren immer ein wenig zäh gewesen. Von daher gehe ich nicht mit übertriebenen Erwartungen an den Start“, meinte Peiffer. Greis riss laut eigener Aussage „in den Testwettkämpfen noch keine Bäume aus. Aber das konnte man nach der Verletzung auch nicht wirklich erwarten. Jetzt muss ich einfach mal abwarten, wie ich in die Rennen reinkomme“, meinte der 35-Jährige. Er musste nach einer Sprunggelenksoperation im August eine sechswöchige Zwangspause einlegen.
Magdalena Neuner ist nach zwei Jahren unfreiwilliger Abstinenz erstmals wieder beim Auftakt dabei. In der Vergangenheit musste sie krankheitsbedingt passen. Jetzt brennt die Rekordweltmeisterin, die in der Vorbereitung eigene Wege gegangen war und statt in Munio in Obertilliach trainierte, auf die ersten Rennkilometer. „Klar will ich am liebsten gleich von Anfang an vorne mitlaufen. Aber die ersten Rennen sind für mich auch immer erst einmal dazu da, zu schauen, wie es geht und was die anderen so machen“, sagte die Wallgauerin.